Atomprogramm: Bastelt der Iran an Atomraketen?

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Oppositions-Gruppe legt angebliche Beweise für Nuklearwaffenprogramm vor.

WIEN. Es beginnt wie eine Vorlesung in Raketenwissenschaft. Dr. Ali Safavi, ein Mann mit Brille und Oberlippenbart, steht im Hinterzimmer des Café Landtmann, bewaffnet mit einem Zeigestab, sein Mitarbeiter wirft eine Powerpoint-Projektion an die Wand. Zu sehen ist eine Rakete, zu lesen ist, welche Teile von welchen iranischen Firmen stammen. Sieben Unternehmen in der Region Khojir im Südosten Teherans sollen unter Mithilfe nordkoreanischer Experten mit dem Bau von Raketen und Sprengköpfen beschäftigt sein. Als Schlüsselfirma wird das Unternehmen Nouri Industry genannt, das für den Bau der Gefechtsköpfe verantwortlich zeichnen soll.

Der Nationale Widerstandsrat des Iran, der zur Pressekonferenz geladen hat, habe die Internationale Atomenergiebehörde IAEA bereits informiert, sagt Safavi: „Es besteht kein Zweifel, dass das Regime mit der Produktion von Atomwaffen beschäftigt ist.“

Das Raketenprogramm soll in Nori in der Region Khojir, etwa 20 bis 30 Kilometer südöstlich von Teheran, vorangetrieben werden. Safavi rät der IAEA, das Gelände zu untersuchen.

Nuklearaufdecker?

Der Nationale Widerstandsrat ist eine Vorfeldorganisation der Mujahedin e-Khalq (MEK – Volksmujahedin), die in den USA und der EU auf der Terrorliste steht. Die Volksmujahedin standen in den 80er-Jahren im Sold von Saddam Hussein und führten Anschläge im Iran durch. Der Nationale Widerstandsrat rühmt sich gleichzeitig, im Oktober 2002 die Existenz einer geheimen Atomanlage in Natanz aufgedeckt zu haben: Zu diesem Zeitpunkt war die IAEA nach einem Bericht der Fachzeitung „Nuclear Fuel“ vom Dezember 2002 aber bereits voll informiert.

Der Widerstandsrat wirft der Atomenergiebehörde vor, zu langsam und zu unentschlossen zu agieren. „Sechs Jahre sind verloren, Maßnahmen gegen das Regime zu ergreifen“, sagte Safavi. Die einzige Lösung des Nuklearstreits mit dem Iran sei ein Sturz des Regimes. Auf die Frage der „Presse“, was genau damit gemeint sei, präzisiert Safavi: „Wir wollen keine militärische Intervention, sondern eine Stärkung der Opposition.“

In einem Bericht der IAEA war im Vorfeld ebenfalls davon zu lesen, dass Teheran den Sprengkopf einer Shahab-3-Mittelstreckenrakete so umkonstruiert habe, dass er auch atomar bestückt werden könnte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2008)

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