Kongo: Regierungssoldaten misshandeln und plündern

Kongolesen auf der Flucht
Kongolesen auf der Flucht(c) AP (KAREL PRINSLOO)
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Die Lage für die Zivilbevölkerung im Kongo spitzt sich weiter zu. Massaker, Vergewaltigung und Raub beherrschen den Alltag im Osten des Landes. Laut UNO vergreifen sich Regierungssoldaten immer öfter an Zivilisten.

Die UNO-Mission im Kongo (MONUC) wirft Soldaten der kongolesischen Regierungsarmee andauernde Übergriffe gegen Zivilisten im Osten des Landes vor. Seit Montagabend komme es zu Misshandlungen und Plünderungen, sagt MONUC-Oberstleutnant Jean-Paul Dietrich. Regierungssoldaten plündern Häuser, stehlen Autos und feuern Schüsse ab. Fälle von Vergewaltigungen meldet der von der UNO geförderte Radiosender Okapi.

Blutige Kämpfe im Osten

Die Vorfälle ereignen sich in der Provinz Nord-Kivu im Gebiet von Lubero, ungefähr 175 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Goma. Dorthin haben sich die Regierungstruppen von der Front der Kämpfe mit Rebellen zurückgezogen, so Dietrich. Das habe zu Unzufriedenheit und Panik bei den Soldaten und ihren Familien geführt. Von den Übergriffen besonders betroffen sind die Gegenden um die Städte Kanyabayonga, Kaina und Kirumba.

Seit Ende August liefern sich die kongolesische Armee und Tutsi-Rebellen unter dem aufständischen Ex-General Laurent Nkunda blutige Kämpfe im Osten Kongos. Die etwa 6.000 Mann starke Rebellenarmee hat weite Teile des Gebietes in ihre Gewalt gebracht. Die MONUC versucht derzeit, die Lage durch den Einsatz von Hubschraubern und Panzerfahrzeugen zu befrieden.

Nkunda: "Waffenstillstand gültig"

Nkunda droht mit dem Sturz der kongolesischen Regierung, sollte er nicht an Verhandlungen über eine politische Lösung des Konflikts beteiligt werden. "Wenn er (Präsident Joseph Kabila, Anm.) nun Verhandlungen ausschließt, wird er nicht in der Lage sein, das Land zu führen und zu regieren", erklärte Nkunda dem britischen Rundfunksender BBC. Zugleich betonte der Rebellenführer, der von ihm einseitig erklärte Waffenstillstand sei immer noch gültig. Seine Truppen hätten in den vergangenen Tagen nur gekämpft, um auf Angriffe der Regierungsarmee zu reagieren.

Heimatlos im eigenen Land

Bisher sollen mindesten 50 Menschen bei den jüngsten Kämpfen ums Leben gekommen sein. Mehrere 100.000 Zivilisten sind auf der Flucht. Hilfsorganisationen fordern nun mehr Friedenstruppen für den Kongo, um die Zivilbevölkerung vor Morden und Vergewaltigungen zu schützen. Mit 17.000 Mann ist die UNO-Friedenstruppe im Kongo schon jetzt die weltweit größte der Vereinten Nationen.

Die Europäische Union rief die Konfliktparteien am Montag zu einer sofortigen Einstellung der Kämpfe auf. Ein militärisches Eingreifen lehnen eine Mehrheit der EU-Staaten aber ab. Dabei hatte zu Beginn der Beratungen auch der französische Außenminister Bernard Kouchner mindestens "3000 zusätzliche Soldaten" gefordert. Österreich hat laut Verteidigungsminister Norbert Darabos keine Kapazitäten für einen allfälligen Militäreinsatz der EU im Kongo.

(APA/Red.)

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