"Lage: Dramatisch": Menschen im Kongo erzählen

(c) Cédric Gerbehaye/Agence VU (Cédric Gerbehaye)
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Die internationale Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ will mit einem internationalen Medienprojekt den unter Krieg und Vertreibung leidenden Menschen in Kivu eine Stimme geben.

Die aktuellen Gewaltausbrüche bringen den Kongo zwar wieder in die Medien, die Menschen in den Provinzen Nord- und Südkivu leiden jedoch seit Jahren unter dem gewaltsamen Konflikt. Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen" hat das Projekt „Lage: dramatisch" ins Leben gerufen und lässt darin die Bewohner der Regionen selbst zu Wort kommen. Elke Felleisen, frühere medizinische Koordinatorin in Nord-Kivu, erklärt: „Das Leben eines jeden in den Kivus wird von Gewalt mitbestimmt. Ihr Alltag ist ein Kampf ums Überleben."

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Wegen der aktuellen Gewaltausbrüche, die die Lage der Bewohner der Kivus, die „in Probleme hineingeboren wurden", kommt es immer häufiger zu Cholera-Erkrankungen. Die sanitäre Situation ist schlecht, es fehlt an sauberem Wasser, die Bevölkerung ist ständig in Bewegung und die Vertriebenenlager sind überfüllt. „Ärzte ohne Grenzen" hat die Nothilfe in den betroffenen Regionen intensiviert.

Der Flüchtlingsstrom scheint nicht abzureißen. Seit Wiederbeginn der Kampfhandlungen mussten 250.000 Menschen ihre Dörfer verlassen. Bewaffnete Kämpfer werden des Mordes an Zivilisten, der Vergewaltigung und Plünderung beschuldigt.

Kern des internationalen Multimediaprojekts ist die Website www.lage-dramatisch.org . Sie wird auf Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Spanisch und Italienisch umgesetzt. Auf der Website kommen die Bewohner in den Kivus selbst zu Wort. Sie erzählen die Geschichten ihres Überlebenskampfes, untermalt von Bildern und Videos. Die Website wird für mindestens ein Jahr regelmäßig mit aktuellem Material bestückt, um die Krise im öffentlichen Bewußtsein zu halten.

»„Sie sind in der Nacht gekommen. Wir schliefen. Sie sind ins Haus eingedrungen und haben uns sofort gefesselt. Sie wollten uns im Haus meiner Mutter töten. Ich habe versucht zu fliehen. Da ich festgebunden war, bin ich flach auf den Boden gefallen. Einer der Männer hat seine Waffe auf mein Herz gerichtet. Um mich zu töten. Sollte ich je wieder gesund werden, hoffe ich, wieder zur Schule gehen zu können. Die rechte Hand, mit der ich schreibe, ist ja noch heil.“«

Philippe Shirika Mafara
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»„Eines Abends waren wir zu sechst im Haus. Bewaffnete Männer kamen rein und fingen an, im Haus herumzuschießen. An diesem Abend gab es drei Tote. Und drei Verwundete. Ich habe eine Kugel in den Unterarm bekommen. Die Wunde hat sich infiziert und man musste mir die rechte Hand amputieren.“ Der alte Mann kennt sein genaues Alter nicht. „So um die 70“, sagt er. Er sitzt auf einer Matratze der chirurgischen Station und hält den Stumpf in seiner Hand, der seinen rechten Arm nunmehr abschließt.«

Boniface Ntakontagize

Das Video zu "Lage: Dramatisch"

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