Thailand: Australier muss wegen Beleidigung des Königs in Haft

Geht es um die Königsfamilie, kennt man in Thailand keinen Spaß.

Bangkok (ag). Harry Nicolaides aus Melbourne ist scheinbar mitten in einem furchtbaren Albtraum gelandet: Der 41-Jährige saß barfuß und mit Fußfesseln auf der Anklagebank eines Gerichts in Bangkok. Fünf Monate hat er bereits in einer thailändischen Massenzelle verbracht. Am Montag wurde der Romanautor zu drei Jahren Haft verurteilt. Er soll die thailändische Königsfamilie verunglimpft haben – und mit Majestätsbeleidigung ist in Thailand nicht zu spaßen.

Der Australier, der bereits seit mehreren Jahren in Thailand lebt, hat einen Roman verfasst, in dem er den Lebenswandel eines Prinzen beschreibt, der namentlich nicht genannt wird. Das Buch ist im Eigenverlag erschienen, und von den produzierten 50 Exemplaren wurden nur sieben verkauft. Für thailändische Gesetzeshüter ist die geringe Reichweite aber kein Grund, Milde walten zu lassen.

Nicolaides schickte fatalerweise eines der Bücher an das Königshaus, um zu fragen, ob der Text so passen würde. Antwort bekam er keine, bis er im August des Vorjahres in Bangkok in ein Flugzeug steigen wollte. Dort wurde er dann festgenommen und später vor Gericht gestellt.

Bei der Verhandlung gab sich der 41-Jährige völlig zerknirscht, weil er den 81-jährigen König Bhumibol „uneingeschränkt respektiert“. Die Ankläger meinten, im fiktionalen Romanhelden den Kronprinzen zu erkennen.

Monarchie als Stabilitätsfaktor

Immer wieder tappen Ausländer in Thailand ins Fettnäpfchen – mit schwerwiegenden Folgen. Im Vorjahr wurde ein Mann angeklagt, der im Kino bei der Nationalhymne nicht aufgestanden war. Ein Schweizer, der zehn Jahre ausgefasst hatte, wurde begnadigt und des Landes verwiesen; er hatte fünf Porträts des Königs mit Farbe besprüht.

Die Königsfamilie genießt in Thailand großes Ansehen. Bhumibol regiert seit 62 Jahren und wird wie ein Gottkönig verehrt. Sein Sohn Vajiralongkorn wird in absehbarer Zukunft seinem Vater folgen. Die Monarchie wird als stabilisierender Faktor im unruhigen Land gesehen, besonders nach den jüngsten Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Opposition.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2009)

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