Die Polizei erschoss Anhänger des Oppositionsführers, von denen 20.000 in der Hauptstadt demonstriert hatten. Der Machtkampf in Madagaskar tobt bereits seit zwei Wochen.
Bei Protesten gegen Madagaskars Staatschef Marc Ravalomanana haben Sicherheitskräfte am Wochenende mindestens 28 Demonstranten erschossen. Bei der Demonstration von etwa 20.000 Anhängern des Oppositionsführers Andry Rajoelina am Samstag in der Hauptstadt Antananarivo wurden nach Angaben der Polizei zudem mehr als 200 Menschen verletzt. Am Sonntag herrschte zunächst wieder Ruhe in der Stadt.
Die Anhänger von Oppositionsführer Rajoelina hatten für Samstag zu einem Marsch auf das Präsidialbüro im Stadtzentrum aufgerufen, der eigentliche Präsidentenpalast liegt außerhalb von Antananarivo. Die Präsidentengarde eröffnete das Feuer, um die rund 20.000 Demonstranten zu stoppen. Dabei seien mindestens 28 Menschen getötet und 212 weitere verletzt worden, teilte die Polizei unter Berufung auf Krankenhausangaben mit. Seit Beginn des Machtkampfs zwischen Ravalomanana und Rajoelina vor knapp zwei Wochen starben insgesamt 96 Menschen.
Staatschef gibt Demonstranten Schuld an Toten
Staatschef Ravalomanana rief am Samstag nach den Protesten zur Ruhe auf. Ordnungskräfte und die Bevölkerung sollten sich die Hand reichen, sagte er im staatlichen Fernsehen. Den Angehörigen der Todesopfer sprach er sein Beileid aus. "Das andere Lager hat seine Grenzen überschritten", sagte der Präsident. Regierungschef Rabemananjara verlängerte die nächtliche Ausgangssperre in Antananarivo um eine Woche.
Am Sonntagvormittag herrschte in Antananarivo weitgehend Ruhe. Sicherheitskräfte riegelten das Präsidialbüro ab. Angehörige suchten in den Leichenhallen der Krankenhäuser und auf den Verletztenlisten nach Protestteilnehmern.
Mit der Absetzung Rajoelinas als Bürgermeister von Antananarivo hatte der Machtkampf in Madagaskar in der vergangenen Woche einen neuen Höhepunkt erreicht. Der 34-Jährige hatte sich zuvor zum neuen Machthaber der Insel erklärt und einen Antrag auf Absetzung des Präsidenten beim Parlament eingereicht.
(APA)