Oppositionschef Andry Rajoelina verkündete mit Teilen des Militärs die Herrschaft über Madagaskar übernommen zu haben. Mit dem Putsch will er den tobenden Machtkampf für sich entscheiden.
ANTANANARIVO. Panzer rollten durch die Hauptstadt der Tropeninsel, Soldaten bezogen an neuralgischen Punkten Stellung. Dann trat Oppositionschef Andry Rajoelina vor 10.000 Anhänger und verkündete, mit Teilen des Militärs die Herrschaft über Madagaskar übernommen zu haben. Mit dem Putsch am Samstag versucht der frühere Discjockey und TV-Magnat Rajoelina den seit Wochen tobenden Machtkampf auf der viertgrößten Insel der Welt endgültig für sich zu entscheiden. 135 Menschen sind bisher ums Leben gekommen. Denn der Präsident und Selfmade-Millionär Ravalomanana weigert sich vehement, der Opposition Platz zu machen. Und auch am Samstag zeigte er sich unnachgiebig: Er rief seine Getreuen auf, zum Präsidentenpalast zu eilen und ihn zu beschützen.
Beobachter fürchten, dass nun ein blutiger Showdown zwischen Präsident und Opposition bevorsteht. Die USA riefen ihre Bürger auf, den Inselstaat im Südosten Afrikas sofort zu verlassen. Und auch die EU-Kommission zeigte sich besorgt: „Diese Krise bedroht die Stabilität des Landes, trifft das Volk von Madagaskar und kann die Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft im Kampf gegen die Armut auf Madagaskar aufs Spiel setzen.“
Madagaskar wurde von den Franzosen mit harter Hand verwaltet und erhielt erst 1960 die Unabhängigkeit. 1975 übernahm ein sozialistisches Regime die Macht, nach Ende des Kalten Krieges näherte sich Madagaskar wieder dem Westen an. Heute gilt der Inselstaat als einer der ärmsten der Welt. Oppositionschef Rajoelina wirft dem Präsidenten vor, nichts gegen die Armut zu unternehmen und stattdessen Schmiergelder einzustecken.