Italien: Die Rückkehr des Cavaliere

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Der verurteilte Berlusconi will nach seinem Sozialdienst wieder in die Politik, Premier Renzi hat ihm diesen Schritt ermöglicht.

Rom. Für Silvio Berlusconi muss 2014 ein ganz besonders schwieriges Jahr gewesen sein: Italiens Ex-Premier, der das Rampenlicht liebt, dominierte kaum eine Schlagzeilen – zumindest keine ausländische. Der Medientycoon leistet für einige Stunden in der Woche Sozialdienst in einem Altersheim nahe Mailand, als alternative Strafe zur einjährigen Haft wegen Steuerbetrugs. Und darüber darf nicht berichtet werden.

Besonders viel Zeit dürfte der Sozialdienst Berlusconi nicht gekostet haben: Trotz Verbots, öffentliche Ämter auszuüben, mischte er in Italiens Politik mit wie eh und je. Dass ohne Berlusconi nichts geht, weiß auch Pragmatiker Matteo Renzi: Nur wenige Wochen, bevor der Linksdemokrat im Februar als Premier die Macht übernahm, schloss er einen Pakt mit dem Cavaliere. Offiziell vereinbarten die beiden Kompromisse bei Reformen, vermutlich steckt aber mehr dahinter. Einige Beobachter vermuten großzügige Zugeständnisse an Berlusconi. Faktum ist: Der 78-Jährige denkt nicht daran, der Politik den Rücken zu kehren. Er kündigte bereits ein Comeback im Februar an – „nach vorzeitigem Abschluss meines Sozialdienstes“. Dann will der Cavaliere seine zerstrittene und mit sinkenden Umfragewerten kämpfende Forza Italia neu gründen. Offenbar schielt er auch auf den Präsidentensessel, der nach dem Rücktritt Giorgio Napolitanos neu besetzt werden muss.

Berlusconi hat in Renzi einen harten Konkurrenten: Der Premier, der im Blitztempo das Land reformieren will, hat die Hälfte der Italiener hinter sich. Und er beherrscht meisterhaft die Kunst des volksnahen Entertainer-Politikers: Immerhin sei er mit dem Berlusconi-TV aufgewachsen, meinte er einst scherzend. (basta.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2014)

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