Mitt Romneys dritter Anlauf

Mitt Romney
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US-Präsidentenwahl 2016. Der zweifach gescheiterte Kandidat sammelt Geld und Mitarbeiter. Den Republikanern blüht eine teure und zermürbende parteiinterne Vorwahl.

Washington. Die republikanische Partei steuert auf eine heiße Vorausscheidung für die Präsidentschaftswahl 2016 zu. Zu den aktuellen und früheren Gouverneuren Jeb Bush, Chris Christie, Rick Perry und Scott Walker, die ihre Kandidaturen entweder schon erklärt haben oder dies bald tun dürften, gesellt sich nun Mitt Romney.

Nach seinen gescheiterten Versuchen in den Jahren 2008 und 2012 plant der 67-jährige einstige Gouverneur von Massachusetts und frühere Finanzunternehmer einen dritten Anlauf. Laut amerikanischen Medienberichten telefoniert Romney eifrig mit den wichtigsten Sponsoren republikanischer Politiker, kontaktiert seine früheren Stabsmitarbeiter und versichert sich des Wohlwollens konservativer Meinungsmacher und Politiker in jenen Staaten, in denen 2016 die ersten Vorwahlen stattfinden werden.

Zu Neujahr hatte Romney die einflussreiche Talkradio-Moderatorin Laura Ingraham samt deren Familie in seinem Chalet im Skigebiet Deer Valley, Utah, bewirtet. „Er war entspannt, nachdenklich und daran interessiert, meine Gedanken über die amerikanische Arbeiterklasse zu hören“, teilte sie der „Washington Post“ mit.

Rechts von Bush

Romney möchte sich offenkundig weltanschaulich rechts von Jeb Bush positionieren. Das gelte vor allem in Fragen der Einwanderungspolitik und der Außenpolitik.

Ob das glücken mag, ist offen, denn erstens ist Romney ein klassischer Vertreter der alten republikanischen Garde, der selbst oft genug ins Visier der schrillen Demagogie von Tea-Party-Aktivisten und Talkradio-Predigern geraten ist. Zweitens hat die Untersuchung der Gründe für Romneys Niederlage gegen Barack Obama vor drei Jahren gezeigt, dass einige Aussagen, mit denen er sich in der brutalen parteiinternen Vorausscheidung durchsetzte, für die allgemeine Wählerschaft viel zu reaktionär waren. Man denke vor allem an seine (faktisch falsche) Aussage, 47 Prozent der Amerikaner würden ihn ohnehin nicht wählen, weil sie von Sozialleistungen abhängig seien.

Noch vor Weihnachten erklärte Romney, kein Interesse an einem Antritt zu haben. Seine Meinungsänderung könnte mit den pekuniären Eigeninteressen jener Berater, Strategen und sonstigen Einflüsterer zu tun haben, die sich selbst an verlorenen US-Wahlkämpfen goldene Nasen verdienen. Die sieben bestbezahlten Mitarbeiter in Romneys Kampagnenteam von 2012 verdienten allesamt mehr als jeder in der siegreichen Obama-Mannschaft, ruft der Politikanalyst Ezra Klein in Erinnerung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2015)

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