Augenzeugen berichten von Gefangennahmen nach den Angriffen auf Baga und Umgebung im Nordosten Nigerias. Das Nachbarland Tschad entsendet Truppen nach Kamerun.
Die Islamistengruppe Boko Haram hält nach Angaben mehrerer Augenzeugen hunderte von Frauen und Kindern im Nordosten Nigerias in Gefangenschaft. "Mehr als 500" Geiseln sollen bei dem Angriff auf die Stadt Baga Anfang Jänner gefangengenommen worden sein und werden seither in einer Schule in der Stadt festgehalten, sagte eine entkommene Augenzeugin laut der Nachrichtenagentur AFP am Freitag.
Die Angaben decken sich mit denen anderer Augenzeugen und den Informationen internationaler Menschenrechtsorganisationen.
Der Tschad beschloss inzwischen die Entsendung von Truppen in die Nachbarländer Kamerun und Nigeria zur Bekämpfung von Boko Haram. Das tschadische Parlament verabschiedete den Beschluss zu dem Einsatz am Freitag einstimmig.Frankreichs Präsident Francois Hollande bezeichnete in Paris die Taten von Boko Haram als "echte Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Westafrikanische Kampftruppe
Westafrikanische Staaten überlegen inzwischen die Einrichtung einer gemeinsamen Kampftruppe gegen die Islamistengruppe. Das Thema soll bei einem Gipfeltreffen kommende Woche besprochen werden, sagte Ghanas Präsident John Mahama am Freitag in Accra. "Wir können den Terrorismus nicht allein bekämpfen. Wir müssen einen Weg finden, zusammen zu handeln, Informationen zu teilen, Strategien abzustimmen und unsere Mittel zusammenzulegen, um den ganzen afrikanischen Kontinent vom Terrorismus zu befreien", sagte Mahama, der derzeit der westafrikanischen Regionalorganisation ECOWAS vorsitzt.
Am Donnerstag war der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan zum ersten Mal seit Juni 2013 in den Nordosten gereist und hatte den Flüchtlingen aus Baga und Umgebung versichert, dass sie bald zurückkehren könnten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Jonathan, der am 14. Februar wiedergewählt werden möchte, sich mit keinem Wort zu den jüngsten Angriffen der islamistischen Terrorgruppe geäußert. Die Regierung hat die Zahl der Opfer mit rund 150 angesetzt, Beobachter gehen davon aus, dass sehr viel mehr Menschen ums Leben gekommen sind - möglicherweise bis zu 2000.
(APA/AFP)