Südafrika: China sorgt für Image-Desaster

Dalai Lama
Dalai Lama(c) AP (Ashwini Bhatia)
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Pretoria ließ Dalai Lama nicht ins Land – Großkonferenz geplatzt.

JOHANNESBURG (Reuters, red.). Eine Ende dieser Woche geplante Konferenz in Südafrika als Vorbereitung zur Fußball-WM 2010 endete mit einem Image-Desaster für die Regierung in Pretoria. Zu der Konferenz war neben anderen Friedensnobelpreisträgern auch der Dalai Lama, das geistliche Oberhaupt der Tibeter, geladen. Doch dann verweigerte ihm Südafrikas Regierung ein Einreisevisum. Daraufhin hagelte es Proteste und Boykottaufrufe – und am Dienstag sagten die Organisatoren die Konferenz ab.

Die für Freitag und Samstag in Johannesburg geplante Konferenz sollte mit Beteiligung des Dalai Lama sowie der südafrikanischen Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela, Frederik Willem de Klerk und Desmond Tutu die Frage erörtern, was Fußball zur Überwindung von Rassismus und Fremdenhass beitragen könne. Doch plötzlich war der südafrikanischen Regierung der Tibeter nicht mehr willkommen. Begründung des Präsidentensprechers Thabo Masebe: „Ein Besuch des Dalai Lama würde nur die Aufmerksamkeit weg von Südafrika hin zu Tibet-Fragen lenken.“

Ein weltweiter Aufschrei war die Folge. „Ich bin bekümmert und erschüttert“, erklärte Erzbischof Tutu, „schamlos haben wir uns dem chinesischen Druck gebeugt.“ Geir Lundestad vom norwegischen Nobelkomitee sagte: „Es ist enttäuschend, dass Südafrika, dem von der Welt so viel Solidarität entgegengebracht wurde, diese Solidarität nicht anderen weitergeben will.“

Tutu, de Klerk und das Nobelkomitee sagten ihre Teilnahme an der Konferenz ab. Auch die Hollywood-Stars Charlize Theron und Morgan Freeman wurden zum Boykott aufgefordert. Nun zog das Organisationskomitee die Notbremse: lieber keine Konferenz als eine ohne Prominenz.

Präsident Mbeki ließ eiskalt lügen

Präsidentensprecher Masebe hatte geleugnet, dass die Verweigerung der Einreise für den Dalai Lama auf Druck Pekings hin erfolgte. Er wurde von Dai Bing, Sprecher der chinesischen Botschaft in Pretoria, prompt widerlegt: Selbstverständlich habe Peking darauf hingewiesen, dass ein Besuch des Dalai Lama den bilateralen Beziehungen sehr schaden könne. Und in Peking richtete Außenamtssprecher Qin Gang eine Warnung an jede Regierung, die „offizielle Kontakte mit dem Dalai Lama unterhält oder ihm eine Plattform für seine spalterischen Aktivitäten bietet“. Kommentar, Seite27

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2009)

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