Nach Kritik an Hitler-Foto und ausländerfeindlichen Facebook-Postings nimmt Lutz Bachmann den Hut. Er spricht von "unüberlegten Äußerungen".
Nach heftiger Kritik an Facebook-Fotos in Hitler-Pose und ausländerfeindlichen Facebook-Postings tritt der Gründer der islamkritischen Pegida-Bewegung, Lutz Bachmann, von seinen Funktionen bei der Organisation zurück. Das bestätigte Pegida-Sprecherin Kathrin Oertel am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. In der "Bild"-Zeitung vom Mittwoch bezeichnete Bachmann das Bild, das ihn mit einem "Hitler-Bärtchen" zeigt, noch als Scherz.
Zuvor war interne Kritik laut geworden. Pegida-Vize Rene Jahn sagte der "Bild", der Vorfall müsse "Konsequenzen haben". "Das geht überhaupt nicht." Der Rücktritt sei "für die Bewegung die einzige Möglichkeit" gewesen, so Oertel laut einer Presseaussendung. "Die jetzt bekannt gewordenen Facebook-Postings Lutz Bachmanns vom September weisen wir als Verein aufs Schärfste zurück. Sie tragen nicht dazu bei, Vertrauen zu den Zielen und Protagonisten von Pegida zu entwickeln."
Nur gut zwei Monate stand Lutz Bachmann an der Spitze der islamkritischen Pegida-Bewegung. Nach heftiger Kritik an Fotos in Hitler-Pose und ausländerfeindlichen Postings nimmt der Gründer der Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes nun seinen Hut. (c) APA/EPA/ARNO BURGI (ARNO BURGI)
Der 41-Jährige hatte auf Twitter ein Bild gepostet, das ihn mit Hitler-Bart und Scheitel zeigt. Er selbst soll es auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht haben. Das Bild nährte Spekulationen, dass die umstrittene Anti-Islam-Bewegung den Rechtsextremisten nahestehen könnte.
Bachmann erklärte gegenüber der „Bild“: „Ich hatte das Foto zur Veröffentlichung des Satire-Hörbuchs von 'Er ist wieder da' beim Friseur geknipst und Christoph Maria Herbst auf die Pinnwand gepostet.“ Herbst ist ein Komiker, der mehrfach Hitler parodiert hat. (c) APA/EPA/Marcus Brandt (Marcus Brandt)
Zudem waren aber auch Kommentare von Facebook-Postings von Bachmann - der stets betonte, kein Rassist zu sein - aus dem vergangenen Jahr aufgetaucht. Darin soll er Flüchtlinge und Asylwerber unter anderem als „Viehzeug“ und „Dreckspack“ beschimpft haben, was zu Ermittlungen führte. (c) REUTERS (FABRIZIO BENSCH)
Der gelernte Koch ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Diebstahls und Drogendelikten. Drei Jahre nach der Wende gründete er nach eigenen Angaben eine kleine Foto- und Werbeagentur. Danach geriet er gleich mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt und wurde verurteilt. (c) APA/EPA/ARNO�BURGI (ARNO�BURGI)
Er floh nach Südafrika, wo er Grafik und Design studiert haben will. Bachmann flog auf und wurde nach Deutschland zurückgeschickt, wo er seine Haftstrafe verbüßte. Später wurde bei ihm Kokain gefunden. Erst im Mai wurde Bachmann verurteilt, weil er keinen Unterhalt für seinen Sohn gezahlt hatte. (c) APA/EPA/ARNO BURGI (ARNO BURGI)
Als seine kriminelle Vergangenheit im Zuge der Pegida-Proteste zum Thema wurde, stellte er kurzzeitig seinen Rückzug in Aussicht. Zuletzt stand Bachmann unter Polizeischutz, weil er ins Visier von Islamisten geraten war. Er habe "Morddrohungen" erhalten. (c) REUTERS (INA FASSBENDER)
Hitler-Foto, Hetze und Morddrohungen
Ausländerfeindliche Kommentare
Nach dem Hitler-Foto waren auch Kommentare und Facebook-Postings von Bachmann aus dem Vorjahr aufgetaucht, in denen er Flüchtlinge und Asylwerber unter anderem als "Viehzeug" und "Dreckspack" beschimpft haben soll, wie mehrere deutsche Medien berichteten. Die Postings sind inzwischen gelöscht, gegen Bachmann wird nun wegen Verdachts auf Volksverhetzung ermittelt.
"Es tut mir Leid, dass ich damit den Interessen unserer Bewegung geschadet habe, und ziehe daraus die Konsequenzen", sagte Bachmann laut der Pegida-Aussendung in Dresden. "Ich entschuldige mich aufrichtig bei allen Bürgern, die sich von meinen Postings angegriffen fühlen. Es waren unüberlegte Äußerungen, die ich so heute nicht mehr tätigen würde."
Rücktritt selbst angeboten
Bachmann soll seinen Rücktritt selbst angeboten haben. Demnach soll er sich bei einer Sitzung des zwölfköpfigen sogenannten Organisationsteams entschuldigt haben. Zuvor hatte die rechte deutsche Partei AfD bereits für Verwirrung gesorgt: Sie verschickte offenbar bereits um 16 Uhr eine Mitteilung zum Rücktritt Bachmanns.