Laut Ukraine 800 russische Soldaten neu im Donbass. Laut UNO sollen schon mehr als 4800 Menschen in dem Konflikt ums Leben gekommen sein.
Kiew/Wien. In Berlin fand gestern ein neuer Vermittlungsversuch im Konflikt in der Ukraine statt. Die Außenminister der Ukraine, Russlands, Frankreichs und Deutschlands trafen einander in der Villa Borsig auf einer Halbinsel im Tegeler See. Das Treffen fand in einer schwierigen Lage statt: In der Ostukraine sind seit dem Wochenende die Gefechte um den Flughafen der Stadt Donezk wieder aufgeflammt. Das ukrainische Militär berichtete, dass 800 russische Soldaten die Grenze zur Ukraine überschritten hätten. Präsident Petro Poroschenko sprach in Davos gar von 2000 neuen Soldaten. Insgesamt sollen 9000 russische Soldaten in der Ukraine sein. Moskaus Antwort: Dies seien „Halluzinationen“.
Die Pressestelle der Antiterroroperation vermeldete, dass zwei Checkpoints der ukrainischen Armee angegriffen worden seien. Man beschuldigt die von Russland unterstützten Separatisten, in den letzten Wochen ihr Gebiet um 500 Quadratkilometer ausgedehnt zu haben. Insgesamt sind nach Angaben der UNO schon mehr als 4800 Menschen in dem Konflikt ums Leben gekommen.
Streit um Frontlinienverlauf
Die Wiederaufnahme des Friedensprozesses von Minsk steht derzeit unter schlechten Zeichen. Während Moskau dem Vernehmen nach für die Nachverhandlung des Minsker Memorandums eintritt – etwa eine Anerkennung des jetzigen Frontverlaufs –, beharrt Kiew auf dem Verlauf der Kontaktlinie, wie er in dem Dokument vom 19.September 2014 festgeschrieben ist. Beide Seiten erklären sich prinzipiell zum Abzug schwerer Waffen bereit – allein, das Vertrauen ist schwer beschädigt und die Lage vor Ort kaum kontrollierbar. (ag./som)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2015)