Auspeitschung verschoben

AI-KUNDGEBUNG VOR SAUDISCHER BOTSCHAFT GEGEN DIE AUSPEITSCHUNG DES BLOGGERS BADAWI
AI-KUNDGEBUNG VOR SAUDISCHER BOTSCHAFT GEGEN DIE AUSPEITSCHUNG DES BLOGGERS BADAWI(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
  • Drucken

Der Blogger Badawi hätte heute erneut 50 Peitschenhiebe erhalten sollen. Doch die internationale Kritik scheint Wirkung zu zeigen.

Riad/Brüssel/Wien. Angesichts des internationalen Drucks hat Saudiarabien abermals die öffentliche Auspeitschung des regimekritischen Bloggers Raif Badawi verschoben. Der Aktivist hätte heute, Freitag, erneut 50 Hiebe erhalten sollen. Ein erstes Mal war Badawi bereits vor zwei Wochen nach dem Freitagsgebet öffentlich misshandelt worden. Ein Gericht hatte den saudischen Aktivisten unter anderem wegen „Beleidigung des Islam“ zu insgesamt 1000 Peitschenhieben, zehn Jahren Haft und einer hohen Geldstrafe verurteilt. Badawi zog sich den Zorn der saudischen Führung zu, weil er im Internet für die Gleichheit aller Religionen eingetreten war.

Die Auspeitschung sei erneut aus medizinischen Gründen verschoben worden, gaben die saudischen Behörden am Donnerstag bekannt. Klar ist allerdings, dass wegen der Causa die internationale Kritik an der Golfmonarchie zuletzt immer lauter geworden ist. Aus den USA und der EU kommen Forderungen, die brutale Strafe gegen den kritischen Blogger aufzuheben.

Der Fall Badawi hält auch die österreichische Innenpolitik in Atem. Unter Hinweis auf die grausame Behandlung des Bloggers fordert Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) eine möglichst rasche Schließung des von den Saudis finanzierten König-Abdullah-Zentrums für interreligiösen und interkulturellen Dialog (KAICIID) in Wien. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) will hingegen noch bis Mitte des Jahres abwarten und plädiert für eine Neuaufstellung des KAICIID. Das Abdullah-Zentrum wurde 2011 mit Zustimmung von SPÖ und ÖVP gegründet, FPÖ und Grüne waren von Anfang an vehement gegen dieses Projekt.

Kurz telefonierte nach Angaben des österreichischen Außenamts am Donnerstag mit dem saudischen Außenminister Prinz Abdul Aziz al-Saud, um auf eine Begnadigung Badawis zu drängen. Zudem haben mehr als 100 Europa-Abgeordnete verschiedener Fraktionen die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini dazu aufgefordert, aktiv zu werden. Das teilte SPÖ-EU-Abgeordneter Josef Weidenholzer mit. Er habe das Schreiben an Mogherini gemeinsam mit dem dänischen Sozialdemokraten Jeppe Kofod in die Wege geleitet. (APA/Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Fall Badawi: Strafe soll erneut ausgesetzt werden

Ärzte ordnen aus gesundheitlichen Gründen einen neuerlichen Aufschub der Prügelstrafe für den saudischen Blogger an.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.