Ägypten: Bombenanschlag am Gedenktag

Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften
Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften REUTERS
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Bei Kundgebungen zum Jahrestag des Aufstands gegen den Ex-Präsident Mubarak wurden zwei Demonstranten erschossen.

In Ägypten sind Kundgebungen zum vierten Jahrestag des Aufstands gegen den damaligen Präsidenten Hosni Mubarak von Gewalt überschattet worden. Am Wochenende wurden zwei Demonstranten erschossen. Zwei Polizisten wurden zudem bei einem Bombenanschlag verletzt, wie aus Behördenkreisen verlautete. Sicherheitskräfte versuchten, kleinere Versammlungen rasch aufzulösen.

In der nördlichen Küstenstadt Alexandria ist ein Demonstrant von der Polizei erschossen worden. Der Mann habe auf Beamte geschossen, teilte die Polizei mit. Diese hätten daraufhin das Feuer erwidert und den Demonstranten erschossen. Drei weitere Protestierende wurden demnach bei dem Vorfall verletzt.

Von Sicherheitskräften umringt

In der Nähe des Tahir-Platzes, der 2011 das Zentrum der Proteste war, kamen am Sonntag Anhänger der heute verbotenen Muslimbruderschaft zusammen und hielten Fotos des aus dem Amt vertriebenen Präsidenten Mohammed Mursi in die Höhe, der den Islamisten nahestand. Ein Augenzeuge berichtete, dass sie von Sicherheitskräften umringt gewesen seien. Der staatlichen Nachrichtenagentur Mena zufolge befanden sich 22 gepanzerte Armeefahrzeuge vor Ort. Die Zugangstraßen waren gesperrt. Auf dem Ramses-Platz setzten die Sicherheitskräfte Tränengas ein. Außerdem sollten sie im Nordosten Kairos den Rabaa-Platz bewachen, wo nach Mursis Absetzung durch die Streitkräfte im Sommer 2013 Hunderte seiner Anhänger getötet wurden.

Anhänger der verbotenen Muslimbruderschaft huldigten dem vertriebenen Mohammed Mursi.
Anhänger der verbotenen Muslimbruderschaft huldigten dem vertriebenen Mohammed Mursi.REUTERS

Zwei Polizisten, die vor einem Sportverein postiert waren, wurden am Sonntag durch eine Bombenexplosion verletzt, wie es in Sicherheitskreisen hieß. Am Samstag wurde nahe des Tahir-Platzes eine Frau von Schüssen getroffen worden und starb. Bereits an den Vortagen hatte es Kundgebungen in Kairo und Alexandria gegeben. Vor einem Jahr waren bei Protestversammlungen zum Jahrestag Dutzende von Demonstranten getötet worden.

Mubaraks Sturz nach 30 Jahren an der Macht führte zu den ersten freien Wahlen in Ägypten. Der daraus als Sieger hervorgegangene Präsident Mursi wurde nach Massenprotesten von Armee-Chef Abdel Fattah al-Sissi entmachtet, der nun selbst Präsident ist. In einer Fernsehansprache würdigte Sissi am Samstagabend die Anstrengungen der Ägypter, die vor vier Jahren für Veränderungen eintraten. Um alle Ziele der Revolution zu erreichen, sei jedoch Geduld erforderlich, mahnte er zugleich. Sissis Regierung hat zwar ein Bekenntnis zur Demokratie abgegeben. Aber Menschenrechtler werfen ihr eine Rückkehr zur autoritären Herrschaft vor. Mursi und andere Anführer der Muslimbruderschaft sind im Gefängnis.

(APA/AFP/Reuters )

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