Russische Spezialeinheit durchsuchte Krimtataren-TV

imago/ITAR-TASS
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Auf der Krim führte die Polizeieinheit Omon im unabhängigen Fernsehsender ATR eine Hausdurchsuchung durch. Angeblich suchte man Bildmaterial von einer Demonstration Ende Februar 2014.

Die russische Polizeispezialeinheit Omon und Angehörige des Antiterrorzentrums haben heute früh das Büro des Krimtataren-Fernsehsenders ATR in Simferopol durchsucht. Dabei konfiszierten sie technische Geräte und stoppten die analoge Ausstrahlung des Senders.

Der TV-Sender, der seit einigen Jahren besteht, gehört einem krimtatarischen Geschäftsmann und sendet in krimtatarischer Sprache. Seit der Annexion der ukrainischen Halbinsel durch Russland im vergangenen März berichteten Journalisten von Druck und Erschwernissen bei der Arbeit. Doch die gestrige Hausdurchsuchung ist ein neues Level der Behinderung.

"In allen Büros befinden sich Männer in Uniform mit automatischen Waffen", erklärte die Vize-Chefin Lilja Budschurowa des Senders in einem Statement, das während der Durchsuchung gesendet wurde und auf Youtube zu sehen ist. Die Stimme der schwarzhaarigen Sprecherin bebte, als sie den Zuschauern erklärte, dass der Sender womöglich für eine bestimmte Zeit vom Netz gehen muss. "Hoffentlich nicht für immer."

Budschurowa zufolge sei die Aktion von der Republiksregierung der Krim geplant worden. "Offenbar gefällt es ihnen nicht, dass ein Fernsehkanal existiert, den sie nicht kontrollieren können." Man habe nicht gegen das Gesetz verstoßen.

OSZE-Medienbeauftragte protestierte

Konkretes Ziel der Hausdurchsuchung ist offenbar die Sicherstellung von Bildmaterial von der Demonstration der Krimtataren vom 26. Februar 2014, als diese zu Tausenden für eine ukrainische Krim auf die Straße gingen. Einen Tag später besetzten bewaffnete Männer das Gebäude der Regionalregierung. "Unsere einzige Schuld ist, dass wir damals über die Vorgänge berichtet haben", sagte Budschurowa.

Die Medienbeauftragte der OSZE, Dunja Mijatovic, protestierte in einer Stellungnahme gegen das "inakzeptable" Vorgehen der Behörden. "Es ist enorm wichtig für die Krimtataren, Informationen von ATR zu erfahren. ATR muss seine Sendetätigkeit so bald wie möglich wieder aufnehmen", schrieb Mijatovic.

(som)

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