König Abdullah reiste in den Heimatort des ermordeten Piloten. Er hatte der Terrormiliz "Islamischer Staat" mit harter Vergeltung gedroht.
Jordanien will die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) mit massiven Luftangriffen in die Knie zwingen. Dutzende Kampfflugzeuge hätten Waffendepots und Trainingslager des IS in Nordsyrien angegriffen, teilte die jordanische Armee am heutigen Donnerstag in Amman mit. "Das ist erst der Anfang", hieß es.
Auch die USA flogen mehrere Luftangriffe auf IS-Stellungen, drei in Syrien und neun im Irak, teilte das Militär in Washington mit. Die Jihadistenmiliz hat mit der am Dienstag bekanntgewordenen barbarischen Ermordung des Piloten Mouath al-Kasaesbeh für Empörung gesorgt. In einer ersten Reaktion darauf hatte Jordanien zwei inhaftierte Jihadisten hingerichtet.
Angriffe auf Raqqa
Zu den Zielen zählte am Donnerstag offenbar auch die IS-Hauptstadt Raqqa in Syrien. Augenzeugen berichteten, Jordaniens König Abdullah II habe dies den Angehörigen des getöteten Kampfpiloten mitgeteilt. Der Monarch war am Donnerstag in al-Kasaesbehs Heimatort Karak rund 120 Kilometer südlich von Amman gereist, um der Familie persönlich sein Beileid auszusprechen.
Ein jordanischer Regierungssprecher bestätigte lediglich die Wiederaufnahme der Bombardements am Donnerstag, er äußerte sich aber nicht zu den Angriffsorten. Die Armee werde später eine Erklärung dazu abgeben.
Das Staatsfernsehen zeigte Jordaniens König beim Vater des Piloten, Safi al-Kasaesbeh, sitzen. Hunderte weitere Menschen scharten sich um ein traditionelles Zelt, das dort für die Trauergesellschaft aufgestellt worden war. Als Ehrerweisung für den getöteten Piloten flogen mehrere Kampfflugzeuge über die Trauergesellschaft hinweg.
Harte Reaktion angekündigt
Nach dem Mord an dem Piloten hatte der Monarch angekündigt, die "Antwort Jordaniens und seiner Armee, nachdem was unserem lieben Sohn passiert ist, wird hart sein". Am Dienstag war im Internet ein Video aufgetaucht, das die Hinrichtung des im Dezember in Syrien von der IS-Miliz verschleppten Soldaten Muath al-Kasaesbeh zeigte. Als Reaktion darauf wurden am Mittwoch in Jordanien die irakische Jihadistin Sajida al-Rishawi und das Al-Kaida-Mitglied Ziyad Karboli hingerichtet.
Das Land hat sich in der Vergangenheit regelmäßig an Luftangriffen auf IS-Stellungen in Syrien beteiligt, die Teil der US-geführten Offensive gegen die Jihadisten im Iran und in Syrien sind.
Netanyahu schlägt gemeinamen Kampf vor
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat Jordaniens König kondoliert und bei einem Telefonat einen gemeinsamen Kampf der kultivierten Welt gegen die "barbarische Grausamkeit" der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) vor, teilte sein Büro am Donnerstag mit.
Netanyahu äußerte Zufriedenheit über die Entscheidung Ammans, den jordanischen Botschafter drei Monate nach seinem Abzug zurück nach Israel zu schicken. Mit dem Abzug des Botschafters wollte Jordanien gegen Israels Vorgehen auf dem Tempelberg in Jerusalem protestieren, der Muslimen und Juden heilig ist. Nach einem Streit um die Nutzung der heiligen Stätte war es im vergangenen Jahr zu Unruhen und zu einer Serie von Anschlägen gekommen.
Obama: IS "Brutale Todessekte"
US-Präsident Barack Obama hat die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" als "brutale und scheußliche Todessekte" bezeichnet. Die sunnitische Organisation begehe im Namen der Religion unaussprechliche Taten, sagte er am Donnerstag in Washington.
(APA/AFP)