Bagdad hebt nach mehr als zehn Jahren Ausgangssperre auf

A member of Iraq´s security forces stands guard at Tahrir Square in Baghdad
A member of Iraq´s security forces stands guard at Tahrir Square in Baghdad(c) REUTERS (STRINGER)
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Mit Hupkonzerten feierten die Iraker bis in den frühen Sonntagmorgen das Ende der Sperrzeit, die zuletzt von Mitternacht bis 05.00 Uhr galt.

Die jahrelange nächtliche Ausgangssperre in Bagdad wurde aufgehoben. Mit Hupkonzerten und Autokorsos feierten Jugendliche und Familien bis in den frühen Sonntagmorgen in der irakischen Hauptstadt das Ende der Sperrzeit, die zuletzt täglich von Mitternacht bis 05.00 Uhr galt. Anschläge, die Bagdad auch am Wochenende wieder erschütterten, hatte die Ausgangssperre nicht verhindern können. "Lang lebe der Irak" - ein junger Mann, weit aus dem Fenster eines vorbeifahrenden Autos gelehnt, schreit seine Begeisterung in die Nacht der Millionenstadt. Vor allem Jugendliche feiern ausgelassen, schwenken irakische Flaggen und lassen Motoren aufheulen und Reifen durchdrehen, bis diese qualmen.

"Haben uns wie im Gefängnis gefühlt"

"Vorher haben wir uns wie im Gefängnis gefühlt, sagt Cafe-Besitzer Faes Adbulillah Ahmed, vor dessen Cafe in der Einkaufsstraße Karrada Dachil eine Gruppe Männer Wasserpfeife rauchte. "Wir hätten bis 23.30 Uhr gehen müssen, um um zwölf Uhr zu Hause zu sein", berichtet Ahmed, jetzt "können wir bleiben". Sicherheitskräfte schauen dem Treiben zu, nachts zuvor hatten sie nach Mitternacht noch jeden angehalten.

Auf der Jadriyah-Brücke stehen in langer Reihe dich an dicht Autos. Junge Männer tanzen zu Musik aus Lautsprecherboxen. Das Treffen sei über das Online-Netzwerk Facebook organisiert, sagt der Student Ali Majid Mohsen. Vor einem Cafe stehen Jugendliche rauchend in Gruppen zusammen. "Wir haben seit Jahren auf diese Entscheidung gewartet", sagt Geschäftsinhaber Marwan Hashem.

Ausgangssperre sollte Gewalt eindämmen

Der irakische Ministerpräsident Haider al-Abadi hatte die Aufhebung der Ausgangssperre in der vergangenen Woche angeordnet. Damit endet eine langjährige Praxis, die die Gewalt in der Hauptstadt eindämmen sollte. Die Ausgangssperre wurde 2004 verhängt, die Dauer variierte.

Zu schweren Anschlägen kam es dennoch immer wieder in Bagdad. Oft wählten die Attentäter die frühen Abendstunden für ihr blutiges Werk oder ließen ihre Bomben mitten am Tag hochgehen, um möglichst viele Menschen zu töten. Allein am Samstag wurden bei zwei Anschlägen in Bagdad insgesamt mindestens 32 Menschen getötet und mehr als 70 weitere verletzt.

(APA/AFP)

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