Irak plant Großoffensive gegen IS-Terroristen

Der US-Sondergesandte für den Kampf gegen den IS, John Allen
Der US-Sondergesandte für den Kampf gegen den IS, John AllenREUTERS
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Der Angriff irakischer Bodentruppen soll in den kommenden Wochen beginnen. Russlands Präsident Putin kritisiert das Vorgehen der internationalen Koalition.

Mit einer großen Bodenoffensive will die irakische Armee gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vorgehen, die einen großen Teil des Landes kontrolliert. Der Angriff werde "in den kommenden Wochen" beginnen, kündigte der US-Sondergesandte zur Koordinierung des internationalen Bündnisses gegen den IS, John Allen, am Montag an. Die USA täten alles, was in ihrer Macht stehe, um die irakischen Streitkräfte zu unterstützen.

Russlands Präsident Wladimir Putin kritisierte das Vorgehen des Bündnisses gegen den IS scharf. Durch "plumpes und unverantwortliches Eingreifen von außen" sei die Lage im Irak und in Syrien erst zu dem geworden, was sie heute ist, sagte Putin vor einem Besuch in Kairo der Zeitung "Al-Ahram". Strategie und Taktik der US-geführten Allianz seien "unverhältnismäßig im Vergleich zu der realen Bedrohung".

US-Waffenlieferungen zur Unterstützung

Die USA wollen den Irak mit Waffenlieferungen und Hilfe bei der Ausbildung der Kräfte unterstützen, sagte Allen. Die Koalition fliegt seit dem Spätsommer Luftangriffe auf Stellungen des IS, der im Irak und in Syrien weite Landesteile kontrolliert. US-Außenminister John Kerry hatte am Wochenende auf der Münchner Sicherheitskonferenz von mehr als 2.000 Luftangriffen gesprochen, mit deren Hilfe "ein Fünftel" des vom IS in Syrien und im Irak besetzten Gebiets zurückerobert worden sei.

Im Irak rücken Armee und kurdische Peschmerga auch am Boden gegen den IS vor. Der Generalsekretär des Peschmerga-Ministeriums, Jabar Yawar, sagte am Wochenende, es gebe einen Militäreinsatz nordwestlich der Millionenstadt Mossul. Laut dem kurdischen Nachrichtenportal Rudaw begannen IS-Kämpfer mit Evakuierungen im Stadtzentrum.

Auch aus Syrien kommen Hinweise, dass der IS zunehmend unter Druck steht. Die Nachrichtenseite Zaman al-Wasl berichtete, die Miliz wolle Kämpfer aus dem Umland der Stadt Aleppo in andere Gebiete verlegen. In Syrien hatte der IS den monatelangen Kampf um die vor allem von Kurden bewohnte Grenzstadt Kobane verloren.

Ebenfalls Teil der Koalition ist Jordanien. Das Land hatte gemeinsam mit seinen Verbündeten vor einigen Tagen eine neue Offensive gegen den IS gestartet, nachdem die Miliz den jordanischen Kampfpiloten Muath al-Kasaesbeh getötet und Videoaufnahmen der grausamen Hinrichtung veröffentlicht hatte. Nach jordanischen Militärangaben wurden bei den Luftangriffen binnen drei Tagen mehr als 50 Stellungen des IS zerstört.

Blutiger Selbstmordanschlag

In Bagdad kamen nur einen Tag nach Aufhebung einer nächtlichen Ausgangssperre bei einem Selbstmordanschlag auf ein Restaurant in dem mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadtviertel Al-Kadhimiya bis zu 22 Menschen ums Leben. 49 Menschen wurden verletzt. Der Attentäter sprengte sich auf einem belebten Marktplatz in die Luft.

Auch nördlich der irakischen Hauptstadt riss ein Selbstmordattentäter in einem mehrheitlich schiitischen Gebiet vier Menschen mit in den Tod.

Zu den Attentaten bekannte sich zunächst niemand. Urheber von Selbstmordattentaten sind im Irak häufig sunnitische Extremisten, darunter auch Anhänger des IS.

Bereits am Wochenende war Bagdad von mehreren Anschlägen erschüttert worden. Allein am Samstag starben bei zwei Anschlägen in der irakischen Hauptstadt mehr als 30 Menschen. In der Nacht zum Sonntag war in der Stadt die jahrelange nächtliche Ausgangssperre aufgehoben worden, die zuletzt täglich von Mitternacht bis 05.00 Uhr galt.

(APA/dpa/AFP)

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