Russische Raketen in Kramatorsk eingeschlagen

Szenerie nach den Raketenangriffen auf das ukrainische Armeehauptquartier in Kramatorsk, Ostukraine.
Szenerie nach den Raketenangriffen auf das ukrainische Armeehauptquartier in Kramatorsk, Ostukraine.REUTERS
  • Drucken

Die Separatisten greifen das Armeehauptquartier der ukrainischen Regierung im 60 Kilometer von der Frontlinie entfernten Kramatorsk an. Russland demonstriert auf der Krim militärische Stärke.

Einen Tag vor dem geplanten Ukraine-Gipfel in Minsk haben die Konfliktparteien im Osten des Landes weiter heftig gekämpft. Die Regierung in Kiew warf den Separatisten vor, am Dienstag bei einem Angriff mit russischen Raketen auf das Armeehauptquartier in Kramatorsk sechs Menschen getötet zu haben. Die Kommandozentrale liegt 70 Kilometer nördlich der Rebellenhochburg Donezk und der Frontlinie und galt eher als sicher.

Mehrere Raketen des russischen Raketenwerfersystems Tornado hätten die Kommandozentrale in Kramatorsk getroffen, sagte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko bei einer Parlamentssitzung in Kiew. Laut der Polizei wurden in angrenzenden Wohngebieten mindestens sechs Menschen getötet und 21 weitere verletzt. Nach Armeeangaben wurden die Raketen aus Gorliwka abgefeuert. Die Rebellen wiesen die Verantwortung zurück und sprachen von einer "Provokation".

Kramatorsk wurde im Juni von den Regierungstruppen zurückerobert und steht eigentlich fest unter Kontrolle Kiews. Die Separatisten weiten jedoch seit Wochen ihre Kontrolle im Osten der Ukraine aus.

Nationalgarde rückt vor

Auch rund um die strategisch wichtige Stadt Mariupol verschieben sich die Frontlinien. Die Nationalgarde sei in der Nähe der strategisch wichtigen Hafenstadt im Südosten der Ukraine auf dem Vormarsch, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag den nationalen Sicherheitsrat in Kiew. Ukrainische Soldaten hätten nahe Mariupol bereits die Linien der Gegner durchbrochen, erklärte der Sicherheitsrat weiter. Die Hafenstadt liegt zwischen der russischen Grenze und der von Russland im März annektierten Halbinsel Krim.

Die Führung in Moskau demonstrierte hingegen mit erneuten Manövern auf der annektierten Halbinsel Krim und im Süden Russlands militärische Stärke. Präsident Wladimir Putin bekräftigte, Russland werde sich in der Ukraine-Krise dem Druck des Westens nicht beugen.

Entscheidende Reise nach Minsk

Putin, sein ukrainischer Amtskollege Petro Poroschenko sowie die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef Francois Hollande sollten am Mittwoch im weißrussischen Minsk einen Waffenstillstand zwischen ukrainischer Armee und Separatisten ausloten. Sollte der Krisengipfel scheitern, muss sich Russland auf weitere Sanktionen einstellen. US-Präsident Barack Obama prüft zudem die Option von Waffenlieferungen an die Ukraine.

In einer Note an russische Diplomaten erklärte Putin, Russland werde trotz des "gegenwärtig schwierigen internationalen Umfeldes" eine unabhängige Außenpolitik betreiben. Die fundamentalen Interessen des russischen Volkes würden "entsprechend der globalen Sicherheit und Stabilität" verfolgt. Obama hatte am Montag nach einem Treffen mit Merkel gedroht, die internationale Isolierung Russlands könne noch zunehmen, sollte Putin seinen Kurs in der Ukraine-Krise nicht ändern.

Russland will "diplomatisch Handeln"

Der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow, kritisierte die vom Westen erwogenen Schritte, sollte es bei den Gesprächen in Minsk keine Annäherung geben. Waffenlieferungen an die ukrainische Armee oder zusätzliche Sanktionen zielten allein darauf ab, die Situation in der Ukraine weiter zu destabilisieren, sagte Peskow der Nachrichtenagentur Ria. "Russland ist ein Land, das ernsthaft daran interessiert ist, die Krise zu lösen", fügte er hinzu. Alle Pläne des Westens würden hingegen nur das Gegenteil bewirken.

Der Chef des Nationalen Sicherheitsrats, Nikolai Patruschew, sagte der Nachrichtenagentur Tass, Russland werde auch im Falle von Waffenlieferungen an einer diplomatischen Lösung festhalten. Auf die Frage nach einer russischen Vergeltung erklärte er: "Wir werden diplomatisch handeln."

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.