Afrikanische Union gründet Eingreiftruppe gegen Boko Haram

A Chadian soldier walks past an armored vehicle that the Chadian military said belonged to insurgent group Boko Haram that they destroyed in battle in Gambaru
A Chadian soldier walks past an armored vehicle that the Chadian military said belonged to insurgent group Boko Haram that they destroyed in battle in Gambaru(c) REUTERS (STRINGER)
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Die Militärmission soll bis zu 10.000 Soldaten umfassen und ihren Sitz in Tschads Hauptstadt N'Djamena haben. Nigeria baut indes die Schule der entführten Mädchen wieder auf.

Die Afrikanische Union (AU) hat die Schaffung einer regionalen Eingreiftruppe gegen die nigerianische Extremistengruppe Boko Haram beschlossen. Die Militärmission solle bis zu 10.000 Soldaten umfassen und ihr Hauptquartier in Tschads Hauptstadt N'Djamena haben, teilte die AU am Freitag an ihrem Sitz in Addis Abeba mit.

Sie habe zur Aufgabe, die weitere Ausbreitung von Boko Haram und "anderen Terrorgruppen" zu verhindern und diese langfristig zu besiegen. Boko Haram kämpft seit 2009 mit großer Brutalität im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamischen Staat und tötete dabei mehr als 13.000 Menschen.

Die Schaffung der Eingreiftruppe war im Prinzip Ende Jänner beschlossen worden. Die Mitgliedsstaaten der Kommission des Tschad-See-Beckens (Tschad, Nigeria, Kamerun und Niger) sowie Benin haben zugesagt, bis zu 8700 Soldaten zu stellen. Der Friedens- und Sicherheitsrat der AU legte die maximale Truppenstärke nun auf 10.000 fest. Das genaue Operationsgebiet der Truppe nannte der Rat nicht. Ein AU-Diplomat sagte aber, sie solle nicht in Nigeria selbst tätig werden, da das Land aufgrund seines Anspruchs auf regionale Führung nicht akzeptieren könne, dass ausländische Soldaten auf seinem Territorium operierten.

Der Diplomat gestand ein, dass diese Einschränkung die Wirksamkeit der Truppe begrenzen werde. Die oft schlecht ausgerüsteten und demoralisierten Sicherheitskräfte in Nigeria sind Boko Haram vielfach kaum gewachsen. Die Islamistengruppe ist seit Jahren im Nordosten Nigerias aktiv, weitete in den vergangenen Monaten aber ihre Aktivitäten auch auf die Nachbarländer aus. Dies brachte Kamerun, Niger und Tschad dazu, selbst militärisch aktiv zu werden und die Gründung der regionalen Eingreiftruppe gegen die Extremisten zu beschließen.

Für die Finanzierung der Truppe zählt die AU auf die Unterstützung der UNO. Sie forderte den Sicherheitsrat auf, eine entsprechende Resolution zu beschließen. AU-Kommissionspräsidentin Nkosazana Dlamini-Zuma sprach sich für die Schaffung eines Spezialfonds bei der UNO aus. Das Erstarken von Boko Haram in der Region um den Tschad-See beunruhigt die Staatengemeinschaft.

Schule der 300 entführten Mädchen wieder aufgebaut

Knapp ein Jahr nach der Entführung von fast 300 Schülerinnen durch die Islamistengruppe Boko Haram hat die nigerianische Regierung mit dem Wiederaufbau der Schule der Mädchen begonnen. Finanzminister Ngozi Okonjo-Iweala habe in Chibok im Nordosten des Landes den Grundstein für die Schule gelegt, teilte die Regierung in Abuja am Freitag mit.

Präsident Goodluck Jonathan erklärte, die Regierung fühle mit der Bevölkerung von Chibok: "Wir wissen, was ihr durchmacht." Die Regierung arbeite "Tag und Nacht", damit in Chibok und anderen "vom Terrorismus betroffenen Orten" die Normalität zurückkehre.

Boko-Haram-Kämpfer hatten Mitte April vergangenen Jahres die Schule in Chibok überfallen und 276 Schülerinnen entführt. Die meisten der Mädchen werden noch immer vermisst. Nach der Entführung wurde die nigerianische Regierung wegen ihrer zögerlichen Reaktion kritisiert.

Nach der Entführung veröffentlichte Boko Haram ein Video mit der Behauptung, die Mädchen seien zum Islam konvertiert. Boko-Haram-Anführfer Abubakar Shekau erklärte, die Schülerinnen seien an Kämpfer der Gruppe verheiratet worden.

Boko Haram

Die Extremistengruppe Boko Haram, deren Name sich mit "westliche Bildung ist verboten" übersetzen lässt, kämpft seit dem Jahr 2009 mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias und tötete dabei bisher mindestens 13.000 Menschen. Immer wieder greift sie säkulare Schulen an und brennt sie nieder oder schließt sie. Nach Angaben der Vereinten Nationen können rund 10,5 Millionen Kinder in Nigeria nicht zur Schule gehen.

In jüngster Zeit startete Boko Haram zudem mehrfach Angriffe im Südosten des Niger und in Kamerun. Die beiden Länder und der Tschad entsandten daraufhin Truppen in den Nachbarstaat, um den Vormarsch des Islamisten zu stoppen.

(APA/AFP)

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