Staatsbesuch: Herzlicher Empfang für Tadic in der Hofburg

Tadic bei Fischer
Tadic bei Fischer(c) REUTERS (Herwig Prammer)
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Der serbische Präsident Boris Tadic besucht seinen österreichischen Amtskollegen Heinz Fischer. Dieser verspricht Serbien Unterstützung im Kampf gegen die Blockade Serbiens durch die EU.

Bei seinem ersten offiziellen Wien-Besuch seit dem Scheitern der Kosovo-Direktgespräche im November 2007 ist der serbische Staatspräsident Boris Tadic am heutigen Dienstag betont herzlich empfangen worden. "Ganz herzlich willkommen in Wien", begrüßte Bundespräsident Heinz Fischer seinen Amtskollegen in der Wiener Hofburg. Vor einem informellen Mittagessen mit Tadic bekräftigte Fischer die Unterstützung Österreichs für die EU-Annäherung Serbiens, die derzeit wegen der von einigen EU-Staaten bemängelten Kooperation Belgrads mit dem Haager UNO-Tribunal auf Eis liegt.

"Wir halten an unserer Absicht fest, Sie und Ihr Land näher an die EU zu bringen", sagte Fischer. Ziel sei eine Vollmitgliedschaft Serbiens in der Europäischen Union, unterstrich der Bundespräsident bei der Begrüßung seines Amtskollegen, den er mit dem vertraulichen "Boris" ansprach. An dem Mittagessen nahm auch Finanz-Staatssekretär Andreas Schieder (SPÖ) teil. Neben der serbischen EU-Perspektive geht es beim Wien-Besuch Tadics nämlich auch um die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Österreich ist der wichtigste EU-Investor in den Balkanland und österreichische Institute kontrollieren ein Drittel des serbischen Bankensektors.

Fischer war im September am Rande der UNO-Generalversammlung mit Tadic zusammengetroffen. Im Anschluss meinte Fischer, er bewundere, wie der serbische Präsident die "schwierige Aufgabe" bewältige, sein Land an Europa heranzuführen. Der Bundespräsident hielt zudem im Oktober in Berlin bei der Verleihung eines Europa-Preises an Tadic die Laudatio und appellierte dabei an die EU, Serbien entgegenzukommen.

Um 14:30 Uhr steht ein Treffen mit Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) auf dem Programm - anschließende Pressekonferenz inklusive. Zwar hat der Staatspräsident auch in Serbien nur eine zeremonielle Funktion, doch ist Tadic als Chef der regierenden Demokratischen Partei (DS) der eigentliche starke Mann der serbischen Regierung.

Annäherung mit Schwierigkeiten

Serbien erwartet sich eine Unterstützung Österreichs bei der Deblockade seiner EU-Annäherung. Das Interimsabkommen und das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) Serbiens mit der EU liegen seit dem Vorjahr auf Eis, weil vor allem die Niederlande die Auslieferung des meistgesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrechers Ratko Mladic ans Haager Tribunal fordern. Wien schätzt die Kooperation Serbiens mit dem UNO-Tribunal bereits jetzt als ausreichend gut für eine Umsetzung der Annäherungsabkommen ein. Serbien drängt auch auf eine Aufhebung der Visapflicht für seine Staatsbürger in den EU-Staaten noch heuer.

Tadic war während der eineinhalb Jahre dauernden Wiener Kosovo-Direktgespräche zwischen Belgrad und Pristina ein häufiger Gast in der österreichischen Hauptstadt gewesen. Die Gespräche scheiterten an den unversöhnlichen Standpunkten der beiden Konfliktparteien, und Pristina verkündete im Februar 2008 mit Unterstützung des Westens einseitig die Unabhängigkeit von Serbien. Belgrad zog daraufhin für mehrere Monate seinen Botschafter aus Wien ab. Der Besuch Tadics wird als Schlusspunkt unter die diplomatischen Irritationen zwischen Wien und Belgrad gewertet, obwohl sich Serbien weiterhin nicht mit der Unabhängigkeit seiner früheren Provinz anfreunden kann.

Am Dienstagabend wollte Tadic in der Wiener Innenstadt auch ein Verbindungsbüro seiner Demokratischen Partei (DS) eröffnen. Rund 180.000 Serben leben in Österreich. In nationalistischen Kreisen der serbischen Diaspora ist Tadic nicht gut angeschrieben. Voriges Jahr hatte es Berichte gegeben, dass in Wien Geld für ein Attentat auf ihn gesammelt werde. Im Juni wurde Tadic auf Plakaten in Wien als "Faschist" beschimpft und im August ging im Wiener Büro der Diaspora-Zeitung "Vesti" ein Drohbrief gegen den Präsidenten ein. Zwei Wochen nach der Auslieferung des früheren bosnisch-serbischen Präsidenten Radovan Karadzic ans Haager Tribunal wurde Tadic mit einem Selbstmordanschlag bedroht, weil er "serbische Idole" festnehmen lasse.

(APA)

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