IS will hinter Anschlag in Tunis stehen

Das Nationalmuseum in Tunis nach den Anschlägen. Neun verdächtige Personen wurden verhaftet.
Das Nationalmuseum in Tunis nach den Anschlägen. Neun verdächtige Personen wurden verhaftet.(c) APA/EPA/MOHAMED MESSARA
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Der "Islamische Staat" veröffentlichte eine Audiobotschaft. Die Opferzahl stieg auf 25. Zwei Spanier überlebten das Attentat in einem Versteck im Museum.

Am Donnerstag hat sich die islamistische Miliz "Islamischer Staat" erstmals zu den Anschlägen von Tunis am Mittwoch bekannt. Die Terroristen veröffentlichten eine Audio- und Textotschaft. Ob der Anschlag in Tunesien allerdings tatsächlich von einem größeren Netzwerk geplant oder lediglich von mit dem IS sympathisierenden Einzeltätern durchgeführt worden ist, darüber gibt es keine Information.

Die Bluttat sei "der erste Tropfen eines Regengewitters". Tunesische Sicherheitskräfte hätten es nicht vermocht, die Attentäter zu stoppen, "bis ihre Munition alle war". Auch die Jihad-Beobachterplattform Site berichtete über die Videobotschaft in der auch weitere Anschläge in Tunesien angekündigt werden.

Der IS bezeichnet die Attentäter in seiner Botschaft laut "Spiegel-online" als "Ritter des Islamischen Staates". Auch der Terrorgruppe al-Qaida wurde der Anschlag zugetraut. Auch diese Terrororganisation hatte kürzlich zu Anschlägen in Tunesien aufgerufen.

20 tote Touristen

Nach den Schüssen rund um das Nationalmuseum von Tunis sind nach offiziellen Angaben neun Verdächtige festgenommen worden. Vier von ihnen stünden laut der Regierung "in direkter Verbindung" mit dem Attentat vom Vortag, fünf weitere würden verdächtigt, mit der verantwortlichen "Zelle" in Verbindung zu sein, erklärte die Präsidentschaft am Donnerstag.

Laut tunesischen Behörden handelte es sich bei den beiden getöteten Angreifern um die Tunesier Yassine Laabidi und Hatem Khachnaoui. Laabidi sei den Sicherheitsbehörden bekannt gewesen, sagte Premierminister Habib Essid am Donnerstag dem französischen Radiosender RTL ohne nähere Angaben zu machen.

19 Personen werden vermisst

Einen Tag nach dem blutigen Anschlag auf das Nationalmuseum Museum in Tunis ist der Regierung zufolge die Zahl der getöteten ausländischen Touristen auf 20 gestiegen. Einzelheiten nannte das Gesundheitsministerium am Donnerstag nicht. Bisher war von 17 Ausländern die Rede gewesen, die bei dem schwersten Anschlag in Tunesien seit mehr als einem Jahrzehnt ums Leben gekommen seien. Insgesamt sind am Mittwoch 25 Menschen getötet worden, darunter auch die zwei Attentäter.

Zwei Spanier fanden während der chaotischen Szenen im Museum ein Versteck und harrten dort die Nacht über aus, berichtete ein Sprecher des spanischen Außenministeriums. Sie wurden erst Donnerstagmorgen entdeckt.

Offenbar waren mindestens neun der Opfer Passagiere von Kreuzfahrtschiffen, wie der "Spiegel" berichtete. 19 Passagiere würden allerdings noch vermisst, 13 befanden sich an Bord der "Costa Fascinosa", sechs auf der "MSC Splendida". Die Reederei Costa Crociere hat Tunis vorerst als Anlaufstation seiner Schiffe gestrichen.

Mutter und ihr Kind unter den Toten

Nach Angaben des französischen Präsidenten Francois Hollande waren unter den Todesopfern insgesamt zwei Franzosen. Die Regierung in Japan bestätigte drei Todesopfer, Spanien sprach von zwei getöteten Landsleuten. Auch zwei kolumbianische Touristen, eine Mutter und ihr Kind, kamen ums Leben. Vier Italiener sind ebenfalls ums Leben gekommen. Sie müssen jedoch noch identifiziert werden, erklärte der italienische Außenminister Paolo Gentiloni, der sich auf tunesische Quellen bezog, am Donnerstag. Zwei weitere Italiener würden vermisst. Es gebe außerdem einige italienische Verletzte.

Der polnische Außenminister Grzegorz Schetyna erklärte, dass zwei Polen unter den Toten sind. Bestätigt sei, dass zwei getötet, zwei vermisst und neun verletzt seien, sagte er im Rundfunk TVP Info. Außerdem seien neun Mitglieder einer polnischen Reisegruppe verletzt worden. Ihr Zustand sei stabil. "Wir sind von den Informationen der tunesischen Seite abhängig", sagte Schetyna. Die Zahl der Opfer ändere sich, da auf dem Gelände des Bardo-Museums bei der Suche und Bergung neue Opfer gefunden würden. Zum Zeitpunkt des Angriffs war eine Reisegruppe von 36 polnischen Touristen in dem Museum.

Tunesier kämpfen in Syrien und im Irak

Die Tunesier stellen nach Schätzungen die größte Gruppe unter den ausländischen Kämpfern in den Konflikten in Syrien und im Irak. Rund 1500 bis 3000 Tunesier sollen sich dort extremistischen Gruppen wie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben.

(APA/dpa/AFP/Reuters)

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