Russland fordert Ende der Luftangriffe im Jemen

In Okash bei Sanaa rissen saudische Luftangriffe zahlreiche Menschen in den Tod.
In Okash bei Sanaa rissen saudische Luftangriffe zahlreiche Menschen in den Tod.(c) REUTERS
  • Drucken

In der Hafenstadt Aden sind mindestens 185 Menschen getötet worden. Die Krankenhäuser sind nach offiziellen Angaben völlig überlastet.

Russland hat laut Diplomaten im UN-Sicherheitsrat einen Resolutionsentwurf vorgelegt, der die Aussetzung der Luftangriffe von Saudi-Arabien und seinen Verbündeten gegen die schiitischen Houthi-Rebellen im Jemen fordert. Die Kampfpause solle erlauben, Ausländer aus dem Jemen in Sicherheit zu bringen, sagte ein Diplomat.

Moskau hatte am Freitagabend eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats zur Krise im Jemen beantragt. Die Sitzung fand am Samstagnachmittag in New York hinter geschlossenen Türen statt.

Großbritannien unterstützt Luftangriffe

Der britische UN-Vizebotschafter Peter Wilson sagte, sein Land unterstütze trotz der hohen Zahl ziviler Opfer weiter die Intervention, die "in Antwort auf eine legitime Anfrage" des jemenitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi erfolge. Wilson sagte, die einzige Lösung sei die Rückkehr zu "politischen Gesprächen auf gleicher Basis".

Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi erklärte derweil, eines der vorrangigsten Ziele der Militärintervention im Jemen sei die Sicherung der Meerenge Bab al-Mandab zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Aden. "Die Sicherung des Schifffahrtsverkehrs im Roten Meer und der Schutz der Meerenge Bab al-Mandab ist eine der obersten Prioritäten für Ägyptens nationale Sicherheit", erklärte Sisi. Ein Großteil des weltweiten Schifffahrtsverkehrs führt durch die Meerenge im Süden des Jemen, um über den Suezkanal ins Mittelmeer zu gelangen.

Saudi-Arabien und seine arabischen Verbündeten starteten die Luftangriffe am 26. März, da die Houthi-Rebellen auf die südliche Hafenstadt Aden vorrückten. Präsident Hadi war im Februar dorthin geflohen, nachdem die Rebellen die Hauptstadt Sanaa komplett unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Nach dem Angriff auf Aden floh Hadi weiter nach Saudi-Arabien und bat das Königreich um Hilfe. Riad begründet die Intervention unter anderem damit, dass der Iran die Houthi-Rebellen unterstütze.

Immer mehr Zivilisten unter den Opfern

Ihr "Stellvertreterkrieg" fordert indes immer mehr zivile Opfer. Bei den Kämpfen in der jemenitischen Hafenstadt Aden sind bis zum Samstag nach Behördenangaben bisher mindestens 185 Menschen getötet worden, darunter angeblich auch zwei Helfer des Roten Halbmonds. Sie seien erschossen worden, als sie verwundete Menschen zu einem Krankenwagen getragen hätten. Fast 1300 Menschen seien seit Beginn der Kämpfe vor neun Tagen verletzt worden, sagte der Leiter der Gesundheitsbehörde, Al Chader Lassuar, am Samstag einer Nachrichtenagentur. Die meisten Opfer seien Zivilisten.

Nach Angaben von Gesundheitschef Lassuar ist die Lage in den Krankenhäusern dramatisch. Es gebe nicht ausreichend Medikamente, die Mediziner könnten die große Zahl von Verletzten kaum bewältigen, sagte er. Er rief die internationalen Hilfsorganisationen ebenso wie die arabische Militärkoalition zur Notfallhilfe für die Krankenhäuser auf.

Lokale Milizen, die den geflohenen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi unterstützen, schlugen indes die Houthi-Rebellen weitgehend aus Aden zurück. Dabei halfen ihnen die Luftangriffe der saudischen Koalition.

Al-Qaida mischt mit

In der südöstlichen Hafenstadt Mukalla festigte die örtliche al-Qaida ihre Macht. Der jemenitische Ableger des Terrornetzes hatte die Stadt am vergangenen Donnerstag erobert. Bilder, die über den Kurzmitteilungsdienst Twitter verbreitet wurden, zeigten den örtlichen al-Qaida-Führer Khalid Batarfi im Präsidentenpalast von Mukalla. Die Jihadisten hatten ihn bei der Eroberung der Stadt aus dem Zentralgefängnis befreit, in dem er inhaftiert gewesen war.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

„Das Chaos im Jemen ist das Resultat von 30 Jahren Tyrannei“

Die schottisch-jemenitische Filmemacherin Sara Ishaq über enttäuschte Hoffnungen der Revolution von 2011 und den Alltag in dem vom Krieg zerrissenen Land.
YEMEN FOREIGNERS EVACUATION
Außenpolitik

Jemen: Houthi erobern Ölfelder in Atak

Trotz saudiarabischer Luftangriffe konnten die Rebellen Land gewinnen. Die humanitäre Situation im Jemen spitzt sich zu.
Houthi-Kämpfer außerhalb von Sanaa. Houthi-Kämpfer außerhalb von Sanaa.
Außenpolitik

Iran entsendet Kriegsschiffe vor die Küste Jemens

Zwei iranische Schiffe patrouillieren seit Mittwoch im Golf von Aden. Wegen der Spannungen mit Saudiarabien plant Irans Parlament eine Aussetzung der Pilgerfahrten nach Mekka.
Bait Rejal im Westen von Sanaa wurde ebenso beschossen.
Außenpolitik

Saudiarabische Kampfjets greifen weiter Ziele im Jemen an

Ein Camp sei beschossen worden. Houthis rücken bis an den Rand von Aden vor. Hilfsorganisationen schlagen Alarm: Die Lage im Jemen sei katastrophal.
Saudi-Arabien und seine Verbündeten fliegen seit rund zwei Wochen Luftangriffe im Jemen.
Außenpolitik

Jemen: Saudi-Arabien erlaubt Rot-Kreuz-Einsatz

Erste Hilfsgüter haben bereits die südjemenitische Stadt Aden erreicht. Helfer berichten von einer "Geisterstadt". Ob es auch eine vorübergehende Waffenruhe gibt, ist unklar.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.