Südafrika: Pretoria schickt Armee in Slums

(c) REUTERS (SIPHIWE SIBEKO)
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Soldaten sollen ausländerfeindliche Ausschreitungen in Johannesburg unterbinden. Afrikanische Länder evakuieren ihre Bürger.

Johannesburg. Lang hat Climate Mushanga in Südafrika gelebt, er ist mit einer Südafrikanerin verheiratet, gemeinsam haben sie zwei Kinder. Aber vor ein paar Tagen, als die jüngste Gewaltwelle gegen Ausländer einen neuen Höhepunkt erreichte, packte er seine Koffer und floh ohne seine Familie in sein Heimatland Simbabwe zurück. „Ich habe gesehen, wie mein Cousin von einer Gruppe Zulus geköpft wurde“, zitiert ihn die Zeitung „The Herald“. „Sie waren mit Macheten, Messern, Schlagstöcken und Gewehren bewaffnet und sangen fremdenfeindliche Songs.“ Die anwesenden Polizisten, fügt er noch hinzu, hätten geschaut und gelacht.

Mindestens sieben Menschen sind getötet worden, seitdem die Ausschreitungen vor drei Wochen begannen. Womöglich ist die Zahl der Opfer aber viel größer. Die Gewalt ist von Durban vor einigen Tagen auch auf Johannesburg übergeschwappt, und inzwischen hat auch die Regierung erkannt, dass Handlungsbedarf besteht. Nachdem Augenzeugen seit Tagen die Untätigkeit der anwesenden Polizeikräfte angeprangert haben, soll nun die Armee einschreiten. Verteidigungsministerin Nosiviwe Mapisa-Nqakula teilte am Mittwoch mit, die Truppen würden ins Armenviertel Alexandra in Johannesburg geschickt und sollten dabei helfen, dort den Frieden aufrechtzuerhalten. Sie weigerte sich aber anzugeben, wie viele Soldaten nach Alexandra geschickt würden.

Angesichts der Gewalt haben einige afrikanische Ländern angekündigt, ihre Staatsbürger zu evakuieren, darunter Malawi, Simbabwe und Nigeria. Nach UN-Angaben sind inzwischen mehr als 5000 Menschen, die meisten von ihnen Asylbewerber, in die Flucht getrieben worden. (red/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2015)

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