Italienische Gedenkfeiern: Südtirol hisst die Trikolore nicht

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Landeshauptmann Kompatscher weigert sich, am Sonntag öffentliche Gebäude zu beflaggen. Das sorgt für heftige Kritik in Rom.

Die Verweigerung von Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP), anlässlich der am Sonntag geplanten Gedenkfeiern zum italienischen Eintritt in den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren die öffentlichen Gebäuden mit der Trikolore zu beflaggen, wie es die italienische Regierung fordert, sorgt für eine Diskussion. Italiens Verteidigungsministerin Roberta Pinotti übte Kritik an Kompatschers Haltung.

"Ich begreife diese Verweigerung nicht. In den Vorarbeiten zu den Gedenkfeiern haben wir uns stets die Tragödie des Krieges vor Augen gehalten. Bei den Zeremonien am Sonntag werden wir der Todesopfer und der Tragödie dieses Krieges gedenken, es gibt nichts zu feiern", sagte Pinotti.

"Kriegsbeginn ist kein Anlass, um zu feiern"

"Der Beginn eines Krieges ist kein Anlass, um zu feiern", hatte Kompatscher in einer Aussendung erklärt. An Gebäuden, die in seine Zuständigkeit fielen, würden am Sonntag keine italienischen Fahnen gehisst, betonte der Landeshauptmann. "Die Sachlage wäre eine andere, wenn wir dazu aufgefordert worden wären, mit Fahnen auf halbmast der Toten und des Leids zu gedenken, die der Erste Weltkrieg in Europa und darüber hinaus verursacht hat", so Kompatscher. Er regte eine Trauerminute in Erinnerung an alle Kriegsopfer an.

Bozens Bürgermeister Luigi Spagnolli teilte mit, dass er die italienische Fahne am Sonntag zwar hissen werde, jedoch nur auf halbmast. Das Hissen der Fahne ist in Bozen ohnehin notwendig, weil am Sonntag die Stichwahl der Kommunalwahlen stattfindet. Auf halbmast will Spagnolli die Fahnen setzen, weil der Beginn des Ersten Weltkriegs sowie jedes anderen Kriegs eine Niederlage für die Menschheit bedeute.

Auch italienische Rechtsparteien kritisierten Kompatscher. "Seine Aussagen sind respektlos sowohl unserer Fahne als auch unserer Geschichte gegenüber. Die Beflaggung öffentlicher Gebäude zu bestimmten Anlässen ist eine Pflicht seitens der Verwaltungen und keine freie Wahl", betonte Ignazio La Russa, Spitzenpolitiker der Rechtspartei "Brüder Italiens". Parteichefin Giorgia Meloni meinte, Kompatscher könne gern in einen anderen Staat ziehen, wenn ihm Italien nicht passe. Sie forderte den Rücktritt des Südtiroler Landeshauptmannes.

"Offenbar nur Italiener, wenn es um Geld geht"

Auch die konservative Oppositionspartei Forza Italia um Ex-Premier Silvio Berlusconi attackierte Kompatscher. "Offenkundig sind die Südtiroler Politiker nur Italiener wenn es darum geht, Geld für die Autonomie zu bekommen", betonte der Vizepräsident der Region Lombardei und Politiker der Forza Italia, Mario Mantovani.

Am 24. Mai 1915 trat das zuvor neutrale Italien in den Ersten Weltkrieg ein. Eine Schweigeminute wird am Sonntag um 15.00 Uhr in ganz Italien eingehalten, um an den Eintritt des Landes in den "Großen Krieg" zu gedenken. Eine Gedenkzeremonie ist in der Karstgemeinde Sagrado nahe Görz (Gorizia) geplant. Daran werden sich mehrere Regierungsvertreter beteiligen. Gedenkveranstaltungen sind außerdem auf den Kriegsschauplätzen in Friaul sowie im Trentino geplant. Militärmuseen und Gedenkorte werden bis zum italienischen Nationalfeiertag ab 2. Juni kostenlos zugänglich sein. Schüler werden in ganz Italien Edelweiss-Blüten aus Papier zu den Soldatenmausoleen bringen.

(APA)

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