Französische Polizei räumt Flüchtlingslager

(c) REUTERS (CHARLES PLATIAU)
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Unter den Bewohnern der Zeltcamp in Paris soll es eine Krätze-Epidemie gegeben haben.

Paris. Am selben Tag hat die französische Polizei zwei Camps von Migranten in Calais am Ärmelkanal sowie ein improvisiertes Zeltlager im Norden von Paris geräumt. Was nach einer konzertierten Aktion aussieht, ist nach Angaben des Innenministeriums nur zufällig gleichzeitig über die Bühne gegangen. Die Absicht ist aber an beiden Orten dieselbe: Die französischen Behörden wollen eine Konzentration des Flüchtlingselends vor aller Augen nicht dulden und strenger zwischen Flüchtlingen mit Anspruch auf das Asylrecht und Migranten aus wirtschaftlichen Motiven unterscheiden. Zunächst aber, so heißt es, müsse für alle Personen eine menschenwürdige Unterbringung gefunden werden.

Im Norden von Paris war in den vergangenen Wochen unter einer Metrobrücke an der Porte de la Chapelle ein Camp mit Zelten entstanden, in denen zuletzt rund 400 Menschen unter prekären hygienischen Bedingungen lebten. Die meisten von ihnen sagten, sie seien aus dem Sudan, aus Eritrea, Syrien oder dem Irak. Sie sind in der französischen Hauptstadt gestrandet. Ihr eigentliches Reiseziel ist Großbritannien, aber sie haben es nicht bis Calais geschafft. Zu den Gründen der Räumung verlautete, es habe unter den Bewohnern des Camps eine Krätze-Epidemie gegeben.

Die Pariser Polizei wurde bei der Evakuierung durch Angehörige von Hilfsorganisationen begleitet, die versuchen, für alle eine provisorische Unterkunft zu finden. In Calais dagegen wollen die Behörden alle Migranten in einem einzigen Freiluftlager neben einem nur tagsüber geöffneten Aufnahmezentrum weit außerhalb der Stadt ansiedeln. Die Kontrollen in Eurostar-Zügen und Lastwagen vor dem Tunnel und den Fähren sind massiv verschärft worden. Laut der Grenzpolizei sind seit dem 1. Jänner 2015 mehr als 18.000 blinde Passagiere entdeckt worden, viermal mehr als im gesamten Jahr 2013. (r.b.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2015)

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