Schreiduell bei Atomgesprächen

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Im Finish der Iran-Verhandlungen im Palais Coburg in Wien liegen die Nerven offenbar blank.

Wien. Seit fast zwei Wochen ringt die Weltgemeinschaft in Wien in einer großen Abschlussrunde um ein Abkommen mit dem Iran im Atomstreit. Und langsam liegen offenbar die Nerven blank. Wie Diplomaten in russischen Medien durchsickern ließen, ist es neulich bei einer Sitzung im Palais Coburg zu einem Schreiduell gekommen. Demnach haben US-Außenminister John Kerry und die Hohe Repräsentantin der EU, Federica Mogherini, damit gedroht, die Gespräche platzen zu lassen. „Drohen Sie nie einem Iraner“, soll der iranische Chefdiplomat Javad Zarif lautstark erwidert haben. „Und einem Russen auch nicht“, ergänzte dem Vernehmen nach sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow. Offenbar will Zarif auch für die mediale Galerie im Iran sichtbar machen, dass er hart verhandelt und Lawrow an seiner Seite hat.

Bis vorläufig Freitag haben die Unterhändler die Uhr am Dienstag angehalten. Es ist nicht die erste Verlängerung einer Deadline in der seit 13 Jahren schwelenden Auseinandersetzung um Irans Atom(waffen)programm. Die iranische Seite ließ am Mittwoch über die Nachrichtenagentur ISNA ausrichten, sie habe eine „konstruktive Lösung zur Bewältigung der verbliebenen Differenzen vorgelegt“. Westliche Unterhändler erklärten jedoch zunächst gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, sie hätten keine neuen Vorschläge gesehen. Es hakt vor allem an den Sanktionen. Der Iran will, dass auch das Waffenembargo aufgehoben wird, sobald das Abkommen unterzeichnet ist.

Am Mittwochabend trudelten wieder die Außenminister Deutschlands (Frank-Walter Steinmeier) und Frankreichs (Laurent Fabius) in Wien ein. Kerry, Zarif und Mogherini hatten weiterverhandelt. (red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2015)

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