Die regierungsnahe Truppen und islamistische Aufständische haben im Nordwesten Syriens eine zweitägige Waffenruhe vereinbart. Amnesty wirft beiden Seiten Kriegsverbrechen vor.
In Syrien haben die Konfliktparteien - zwischen den Aufständischen, der Armee und der mit ihr verbündeten libanesischen Hisbollah-Miliz - eine zweitägige Waffenruhe für den schwer umkämpften Ort Sabadani erklärt. Dort sind nach Einschätzung der Vereinten Nationen vermutlich Zivilisten durch die Gefechte eingeschlossen. Die Feuerpause soll auch für die von Schiiten bewohnten Dörfer al-Fua (Fuaa) und Kefraja (Kafraja) in der Provinz Idlib gelten. Sabadani ist in der Hand der Aufständischen.
Luftangriffe der Regierungstruppen hatten dort nach UN-Angaben viele Menschen getötet und für massive Zerstörungen gesorgt. Die Waffenruhe habe am frühen Morgen begonnen, berichtete der Fernsehsender al-Manar, der der Hisbollah nahesteht. Für das Rebellenlager führte nach Angaben aus Verhandlungskreisen die Gruppierung Ahrar al-Sham die Gespräche.
Waffenruhe wird vorerst eingehalten
Zunächst schien die Feuerpause zu halten. "Bis jetzt ist es ruhig", sagte der Chef der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdulrahman, einer Nachrichtenagentur. Es werde nun weitere Gespräche über die Lieferung von Lebensmitteln nach Kefraja und al-Fua geben, wo Tausende Menschen von den Aufständischen belagert werden.
Sabadani liegt etwa 45 Kilometer nordwestlich von Damaskus und zehn Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt. Die Rückeroberung des Ortes war Ziel einer wochenlangen Offensive der Regierungstruppen und der Hisbollah. Die beiden Schiiten-Dörfer in Idlib waren von einem sunnitischen Rebellen-Bündnis angegriffen worden, dem sowohl Ahrar al-Scham als auch die mit al-Kaida verbündete Nusra-Front angehören.
Amnesty: Beweise für Kriegsverbrechen
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf regierungstreuen Truppen derweil Kriegsverbrechen in Ost-Ghuta unweit der Hauptstadt Damaskus vor. In der von ihnen belagerten Region kämpften 163.000 Menschen ums Überleben, erklärte Amnesty am Mittwoch. Sie litten unter dem Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten sowie regelmäßigen Bombardements. Hunger werde hier als "Kriegswaffe" eingesetzt.
Amnesty hat nach eigenen Angaben Beweise für Kriegsverbrechen der Regierung in der Region sowie für Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Form von willkürlichen Hinrichtungen. Die Menschenrechtsgruppe warf aber auch der Rebellengruppe Armee des Islam Vergehen vor. Bewohner von Ost-Ghuta hätten berichtet, dass die Aufständischen Lebensmittel horteten und für Entführungen und willkürliche Festnahmen verantwortlich seien.
Ost-Ghuta wird bereits seit zwei Jahren von regierungstreuen Truppen belagert, in den vergangenen Monaten wurde die Blockade weiter verschärft. Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien im März 2011 wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle mehr als 240.000 Menschen getötet.
(APA/AFP)