Sri Lanka: Blutige Bilanz des Bürgerkriegs veröffentlicht

Tamil mother cradles her child at a refugee camp located on the outskirts of the town of Vavuniya in
Tamil mother cradles her child at a refugee camp located on the outskirts of the town of Vavuniya in (c) REUTERS (Str)
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Während der letzten Phase des 26-jährigen Bürgerkrieges wurden mehr als 6000 Soldaten getötet und fast 30.000 verletzt. Laut den Tamilen fielen im selben Zeitraum etwa 22.000 Rebellen.

In Sri Lanka sind während der letzten Phase des 26-jährigen Bürgerkriegs offiziellen Angaben zufolge mehr als 6000 Soldaten getötet worden. Außerdem wurden seit Juli 2006 fast 30.000 Soldaten verletzt, wie die Regierung am Freitag mitteilte. Sie nannte damit erstmals seit vergangenem Jahr Opferzahlen. Seitens der Tamilen-Rebellen wurden nach Angaben eines Armeesprechers in diesem Zeitraum 22.000 Kämpfer getötet. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon wurde unterdessen am Samstag zu Gesprächen über das Schicksal der fast 300.000 tamilischen Flüchtlinge in Sri Lanka erwartet.

Verteidigungs-Staatssekretär Gotabaya Rajapakse teilte mit, zwischen dem Beginn der Operation vor knapp drei Jahren und dem Ende der Gefechte am vergangenen Montag seien 6261 Soldaten, Polizisten und Paramilitärs ums Leben gekommen. 29.551 Angehörige der Sicherheitskräfte seien verletzt worden. Seit 1981 habe der Krieg 23.790 Soldaten, Polizisten und Paramilitärs das Leben gekostet. Angaben zu Opfern unter den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) und der Zivilbevölkerung machte der Bruder von Präsident Mahinda Rajapakse nicht.

"Viele Opfer gebracht"

"Unsere Sicherheitskräfte haben viele Opfer gebracht", betonte der Staatssekretär im Staatsfernsehen. Die Regierung habe nicht nur die LTTE bekämpfen müssen, sondern sich auch gegen Teile der Medien durchsetzen müssen, die die Soldaten mit ihrer Berichterstattung demoralisiert hätten. Gotabaya Rajapakse übte erneut Kritik an einigen Hilfsorganisationen, die nach dem Ende des Krieges nun genauer beobachtet würden. Einzelheiten nannte er nicht. Der Präsidentenbruder hat in der Vergangenheit bereits mehrfach harsche Kritik an westlichen Medien, Helfern und Regierungen geübt.

Sri Lankas Armee hatte den Krieg gegen die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) am Montag für beendet erklärt. Die Tamilen hatten für einen eigenen Staat im Nordosten der mehrheitlich von Singhalesen bewohnten Insel gekämpft. Die Vereinten Nationen erklärten jüngst, in dem Bürgerkrieg seien zwischen 80.000 und 100.000 Menschen getötet worden.

Ban Ki-Moon informiert sich vor Ort

UNO-Generalsekretär Ban reiste am Freitag nach Sri Lanka. Nach Angaben von UNO-Vertretern will er die Regierung des Landes dazu aufrufen, Hilfsorganisationen uneingeschränkten Zugang zu den Flüchtlingslagern zu gewähren, in denen derzeit fast 300.000 tamilische Zivilisten ausharren. Zudem werde Ban auf eine politische Lösung drängen. Im Norden des Inselstaates will er sich ein Bild von der humanitären Lage machen. Bans Stabschef Vijaya Nambiar sagte in Colombo: "Wir hoffen, dass der Besuch des Generalsekretärs beim Beginn eines Prozesses der nationalen Erholung, Erneuerung und Versöhnung für alle Srilankesen helfen kann."

Nach Angaben von Hilfsorganisationen sind derzeit 270.000 tamilische Flüchtlinge interniert. Weitere 50.000 Flüchtlinge würden noch in den Lagern erwartet. Mehrere internationale Hilfswerke kritisierten, tausende Menschenleben seien in Gefahr, weil die Regierung den Zugang für Helfer und Fahrzeuge in die Camps erschwere. Die Regierung hatte am Donnerstag mitgeteilt, sie plane die Rückführung des Großteils der Flüchtlinge binnen sechs Monaten.

Feier mit mehr als 100.000 Menschen

Am Freitag versammelten sich mehr als 100.000 Menschen vor dem Parlament in Colombo, um den Sieg der Armee über die LTTE zu feiern. Präsident Rajapakse hatte am Dienstag das Ende des fast 26-jährigen Bürgerkrieges verkündet, zu dessen Ende LTTE-Chef Velupillai Prabhakaran getötet worden war. Die Tamilen-Rebellen hatten für einen eigenen Staat der tamilischen Minderheit in Sri Lanka gekämpft.

Der Staatspräsident lehnte vor der Versammlung eine Untersuchung mutmaßlicher Kriegsverbrechen entschieden ab. Schon während der Kämpfe sei versucht worden, die Offensive durch die Androhung von juristischer Verfolgung aufzuhalten, rief Rajapakse zehntausenden Anhängern vor dem Parlament in Colombo zu. "Sie versuchen es weiterhin", fügte Rajapakse hinzu, "aber ich habe keine Angst". Rajapakse bedankte sich für die Unterstützung der Anhänger und rief "Ich wäre sogar bereit, stellvertretend für Euch zum Galgen zu schreiten."

(APA)

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