UN-Hilfsorganisationen: "Wir sind finanziell am Ende"

UNO-Flüchtlingslager in Jordanien: Die Essensrationen werden knapp.
UNO-Flüchtlingslager in Jordanien: Die Essensrationen werden knapp.EPA
  • Drucken

Immer mehr Flüchtlinge und immer weniger Budget für UN-Hilfsorganisationen: Die UNO könne die Grundbedürfnisse von Millionen Flüchtlingen nicht mehr erfüllen, sagt Flüchtlingshochkommissar Guterres.

Die humanitären Organisationen der UNO stehen kurz vor dem Bankrott. Sie könnten die Grundbedürfnisse Millionen von Menschen wegen des Ausmaßes der Flüchtlingskrise im Nahen Osten, Afrika und Europa nicht mehr erfüllen, berichtet der Guardian. Die schlimmer werdenden Bedingungen in Aufnahmelagern im Libanon und in Jordanien sind für die vier Millionen syrischen Flüchtlinge immer schwerer tolerierbar. Immer mehr entscheiden sich daher, nach Europa weiterzuziehen.

2010 seien wegen Konflikten pro Tag 11.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben worden. Letztes Jahr seien es bereits 42.000 gewesen, sagte UN-Flüchtlingshochkommissar Antonia Guterres. "Das bedeutet einen dramatischen Anstieg im Bedarf, von Unterkünften bis zu Wasser und sanitären Einrichtungen, Nahrung, medizinischer Betreuung und Bildung." Das Budget stehe nicht im Vergleich zu dem wachsenden Bedarf. Die Einnahmen der UNO würden 2015 rund 10 Prozent weniger als 2014 betragen. "Die internationale humanitäre Gemeinschaft ist nicht gebrochen. Aber wir sind finanziell am Ende", sagte Guterres.

"Die Situation ist mehr als irreparabel"

In den letzten Monaten kürzte die UNO Essensrationen im Libanon und in Jordanien ebenso wie für somalische und sudanesische Flüchtlinge in Kenia. Flüchtlinge aus Darfur wurden vorgewarnt, dass ihre Lebensmittelzuteilungen in Lagern im Tschad bis zum Jahresende komplett auslaufen könnten. Auch von der UNO betriebene medizinische Einrichtungen im Irak mussten geschlossen werden. Millionen an Binnenflüchtlingen sind damit ohne Gesundheitsversorgung.

Guterres warnte, dass der Schaden, der durch diese Einschnitte entstanden ist, unumkehrbar sein wird. "Wir wissen, dass wir nicht genug machen, da wir den Grundbedürfnissen der Menschen nicht nachkommen. Die Situation ist mehr als irreparabel." Der Großteil der humanitären Arbeit der UN wird gänzlich durch freiwillige Spenden einzelner Regierungen und privater Spender finanziert.

Vergangene Woche etwa kündigte Außenminister Sebastian Kurz an, zwei Millionen Euro aus dem Auslandskatastrophenfond für die humanitäre Hilfe in Auffangzentren für Flüchtlinge in Syrien und den Nachbarstaaten bereitzustellen. Unterorganisationen wie die UNO-Flüchtlingsorganisation oder das UN-Kinderhilfswerk bekommen keine Gelder aus dem regulären Budget, das die Mitgliedsstaaten in einen gemeinsamen Topf einzahlen. Guterres will dieses System verändern.

(maka)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.