Seit Mitternacht ist die Grüne Grenze zwischen Ungarn und Kroatien nicht mehr passierbar. An der slowenisch-kroatischen Grenze gibt es nur kleine Zeltlager für Ankommende.
Ungarn hat wie angekündigt seine Grenze zu Kroatien geschlossen. Seit Mitternacht würden Flüchtlinge wegen der Sperrung nach Slowenien umgeleitet, hieß es laut Nachrichtenagentur Reuters auf kroatischer Seite. Beide Länder deuteten zuvor an, die Flüchtlinge nicht aufhalten zu wollen, solange sie nach Deutschland und Österreich weiterreisen könnten.
Slowenien plant die Flüchtlinge, die seit Samstagmorgen aus Kroatien ankommen, in Unterkünfte in der Nähe zur österreichischen Grenze zu bringen. "Die Flüchtlinge werden heute in den Unterkünften in Sentilj (Spielfeld an der österreichischen Seite, Anm.) und Gornja Radgona (Bad Radkersburg) untergebracht", sagte der Zivilschutz-Kommandant Srecko Sestan laut Privatsender POP TV.
Die ersten Flüchtlinge sind am Samstag bereits in Sentilj angekommen und haben sich laut Berichten zur österreichischen Grenze begeben. Laut slowenischer Agntur STA fuhren von Gruskovje aus bereits zwei Busse in Richtung Sentilj ab.
Ungarn rechtfertigte die Grenzschließung unmittelbar nach Mitternacht: Das Land sei dazu verpflichtet, seine Grenzen und damit zugleich die Schengen-Grenze vor illegalen Übertritten zu schützen, erklärte Regierungssprecher Zoltan Kovacs bei einer Pressekonferenz in der Nacht auf Samstag kurz nach 24.00 Uhr im ungarisch-kroatischen Grenzort Zakany.
Grenzkontrollen an Grenze zu Slowenien
Zusätzlich führt Ungarn erneut Grenzkontrollen an der ungarisch-slowenischen Grenze ein, zitierte die ungarische Nachrichtenagentur MTI am Samstag den ungarischen Außenminister Peter Szijjarto. Diese erneute Kontrolle der Grenze zwischen den beiden Schengen-Staaten würde innerhalb des Rahmens erfolgen, der durch das Schengen-Abkommen geboten werde, so Szijjarto.
Slowenien stoppt Zugverkehr
In Slowenien kamen am Samstagvormittag insgesamt zwölf Busse mit Flüchtlingen aus Kroatien an, teilte die slowenische Polizei mit. Nach Einschätzung der Medien entspricht das rund 600 Menschen. Davon kam die Hälfte laut der Polizei über den Grenzübergang Gruskovje, die andere Hälfte über Petisovci. Slowenien hat inzwischen erneut den Personen-Zugverkehr zwischen den beiden Ländern gestoppt.
Laut dem kroatischen Innenminister sind die Grenzübergänge Macelj (Kroatien)/Gruskovje (Slowenien) und Mursko Sredisce/Petisovci die Transitorte. Das sagte er laut Nachrichtenagentur Hina am Freitagabend in dem Aufnahmelager in Opatovac. In den beiden Grenzorten sind auf slowenischer Seite Aufnahmezentren für die Registrierung der Flüchtlinge vorgesehen. In dem Zeltlager in Gruskovje gibt es Platz für 300 Menschen, in den Zelten in Petisovci können rund 100 Menschen untergebracht werden, so die Angaben der Polizei.
Laut Ostojic werden über den Straßenübergang in Gruskovje vorerst 300 Flüchtlinge nach Slowenien weitergeleitet, weitere 300 sollen über den Straßenübergang in Petisovci und rund 1200 über den dortigen Bahnübergang gelenkt werden. Die kroatische Außenministerin Vesna Pusic betonte unterdessen, dass sich Kroatien mit Slowenien absprechen werde, "wie viele Flüchtlinge sie in einem gewissen Zeitraum aushalten können".
Slowenien einzige Routen-Alternative
Kroatien hat nicht vor, die Flüchtlinge weiter nach Ungarn zu schicken, das an der Grenze zwei Transitzonen eingerichtet hat, wo Flüchtlinge Asyl beantragen könnten. Ostojic lehnte eine solche Möglichkeit ab. "Wir spielen nicht mit den Menschen", sagte der Minister. Die Flüchtlinge werde man darauf hinweisen, dass sie an den ungarischen Grenzübergängen Asyl beantragen können, was auch bedeute, dass sie dort auch bleiben müssen.
Nach der Schließung der ungarischen Grenze sei die Route über Slowenien für die Flüchtlinge die einzige Alternative auf ihrem Weg Richtung Westen, sagte Pusic am Freitagabend zum öffentlich-rechtlichen Sender HRT. "Solange Deutschland seine Grenze nicht geschlossen hat und diese Menschen durch Österreich gehen können, wird sich das so fortsetzen", so Pusic. Sollten aber die beiden Länder ihre Grenzen schließen, dann wird auch Kroatien das machen müssen. "Dann gibt es keine Alternative", betonte die Außenministerin.
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(APA)