Vor Parlamentswahl: Türkei verhaftet mutmaßliche Terroristen

Bei einer Polizeiaktion in Diyarbakir kamen am Montag neun Menschen ums Leben.
Bei einer Polizeiaktion in Diyarbakir kamen am Montag neun Menschen ums Leben.(c) REUTERS
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Bei mehreren Razzien verhaftete die Polizei in der Türkei 71 mutmaßliche IS-Mitglieder und 20 mutmaßliche PKK-Anhänger.

Die türkische Regierung hat ihre Kampagne gegen Extremisten wenige Tage vor der Parlamentswahl fortgesetzt: Bei mehreren Razzien nahm die Polizei am Dienstag 71 mutmaßliche Mitglieder der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) fest, wie die Nachrichtenagentur Dogan berichtete. Die Armee stoppte an der Grenze zu Syrien nach eigenen Angaben 17 IS-Sympathisanten. In der Osttürkei wurden zudem 13 Anhänger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) festgenommen.

Im Morgengrauen gab es dem Bericht zufolge zeitgleich mehrere Einsätze gegen IS-Zellen in der zentralanatolischen Stadt Konya. 30 mutmaßliche Jihadisten seien festgenommen worden. In Istanbul wurden bei Razzien gegen mutmaßliche IS-Anhänger 21 Verdächtige in Gewahrsam genommen, unter ihnen sieben Minderjährige. In der östlich von Istanbul gelegenen Stadt Kocaeli setzte die Polizei bei einer Anti-IS-Razzia 20 Menschen fest.

Die türkische Armee vermeldete außerdem die Festnahme von 17 IS-Sympathisanten im Grenzgebiet zu Syrien. Die Verdächtigen hätten versucht, nahe Elbeyli über die Grenze zu gelangen, um sich dem Kampf der Jihadisten im syrischen Bürgerkrieg anzuschließen.

Tödlicher Einsatz

Die Razzien folgen einen Tag auf einen tödlichen Zusammenstoß im Südosten der Türkei, bei dem zwei Polizisten und sieben mutmaßliche IS-Mitglieder getötet wurden. Nach Angaben der Polizei vom Dienstag wurden die Beamten von einem Selbstmordattentäter mit in den Tod gerissen. Dieser habe einen Sprengsatz gezündet, als die Polizei das Versteck der Verdächtigen in Diyarbakir gestürmt habe.

Im ostanatolischen Elazig gingen türkische Sicherheitskräfte am Dienstag außerdem gegen mutmaßliche PKK-Rebellen vor und nahmen 13 Menschen fest, wie Dogan weiter meldete. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Montag erneut bekräftigt, den Kampf gegen "alle Terrororganisationen" fortzusetzen. Aus Sicht der Regierung zählt dazu neben der IS-Miliz auch die verbotene PKK.

Türkei greift kurdische Stellungen an

Gegen deren Verbündete geht das türkische Militär auch in Syrien vor. Die Armee habe Stellungen kurdischer Kämpfer in dem Nachbarland angegriffen, sagte Regierungschef Ahmet Davutoglu am späten Montagabend in einem Fernsehinterview. Ankara habe die kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) gewarnt, den Euphrat nicht Richtung Westen zu überqueren, sagte er zur Begründung. Weitere Einzelheiten zu dem Einsatz nannte er nicht.

Die PYD und ihre Miliz kontrollieren weite Gebiete in Nordsyrien entlang der Grenze zur Türkei. Sie lieferten sich in den vergangenen Monaten erbitterte Kämpfe mit dem IS. Ankara betrachtet die PYD als syrischen Ableger der PKK, die in der Türkei Anschläge und Angriffe auf Sicherheitskräfte verübt. Die Türkei beteiligt sich an den US-geführten Luftangriffen auf den IS in Syrien. Gleichzeitig greift sie immer wieder kurdische Stellungen im Nordirak an.

Vor der Wahl wird die Polizei aktiv

Am Sonntag wird in der Türkei ein neues Parlament gewählt. Der Wahlkampf wird von Gewalt überschattet. Nach dem Anschlag auf eine Friedensdemonstration in Ankara am 10. Oktober, bei dem 102 Menschen getötet wurden, war der islamisch-konservativen Regierung Untätigkeit gegenüber den IS-Extremisten vorgeworfen worden, die als Hauptverdächtigen des Anschlags gelten.

Erst nach dem Blutbad in Ankara hatte die Polizei ihr Vorgehen gegen die Jihadisten sichtlich verstärkt. Der IS wird auch für Anschläge auf prokurdische Veranstaltungen in Diyarbakir und in der Stadt Suruc an der syrischen Grenze verantwortlich gemacht, bei denen im Juni und im Juli insgesamt fast 40 Menschen getötet worden waren.

(APA/AFP)

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