Peschmerga befreien Sinjar vom IS

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IRAQ-SYRIA-CONFLICT-US-SINJAR(c) APA/AFP/SAFIN HAMED (SAFIN HAMED)
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Mit einer raschen Offensive nahmen die Kurden die strategisch wichtige Stadt ein.

Wien/Sinjar. Die Bestätigung kam am Freitagnachmittag per Twitter, und zwar vom Präsidenten selbst: „Die Peschmerga haben Sinjar befreit. Ich gratuliere der Bevölkerung von Kurdistan, besonders den Jesiden“, schrieb Masoud Barzani, der der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak vorsteht.

Mit einer raschen Offensive ist es den kurdischen Einheiten – fast 7500 Kämpfer haben sich daran beteiligt, auch PKK-Kräfte seien darunter gewesen – gelungen, jene Stadt zurückzuerobern, die im August 2014 von den Terroristen des sogenannten Islamischen Staates (IS) eingenommen wurde. Der IS hat damals ein Massaker an den dort ansässigen Jesiden verübt, zudem wurden mehrere tausend Frauen verschleppt und versklavt. Nun kontrollieren die Peschmerga die örtlichen Weizensilos, öffentliche Gebäude, Krankenhäuser und mehrere Fabriken.

Während der IS-Herrschaft sei in der Stadt viel zerstört worden, berichten Augenzeugen. Zuvor haben die kurdischen Kämpfer, denen sich auch etliche Jesiden angeschlossen haben, die umliegenden Dörfer eingenommen. Noch Donnerstagabend hieß es, Sinjar selbst sei schwierig einzunehmen, da die IS-Terroristen großflächig Sprengfallen aufgestellt hätten. Tatsächlich konnten die Peshmerga Fässer mit Sprengstoff sicherstellen.

150 Quadratkilometer erobert

Die Einnahme Sinjars dürfte den IS empfindlich treffen, da die Stadt auf der Verbindungsstraße zwischen Mossul und der Islamistenhochburg Raqqa liegt – die Versorgung auf dieser Route ist für die Jihadisten nun unterbrochen. Den Kurden ist es bisher offenbar gelungen, insgesamt 150 Quadratkilometer Fläche rund um Sinjar einzunehmen.

Auf Twitter bedankte sich Barzani auch bei den USA, die die kurdische Bodenoffensive mit Luftschlägen begleitet haben. Die Peschmerga wurden unter anderem mit deutschen Waffen ausgerüstet – Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen war erst Ende Oktober im nordirakischen Erbil und hat versprochen, weitere Waffenlieferungen an die Peshmerga zu überprüfen.

Unterdessen haben weiter südlich die irakischen Streitkräfte mit Angriffen auf Ramadi begonnen; die Stadt wurde im Mai vom IS erobert. (duö)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2015)

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