Fünf Spuren, die man bisher zu den Attentätern hat

(c) APA/AFP (JAMES ARTHUR GEKIERE)
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Erste Details zu Identitäten kommen ans Tageslicht. Der syrische Pass, der nahe der Leiche eines Attentäters gefunden worden war, soll einem Flüchtling gehört haben. Drei Männer aus Belgien sind bei einer Razzia festgenommen worden. Der IS hat sich zu den Terrorakten bekannt.

Wer waren die Täter? Das ist jene Frage, die nach der Anschlagsserie von Paris in der Nacht auf Samstag noch ziemlich unbeantwortet ist. Fix weiß man: Drei Attentäterteams waren getrennt von-, aber abgestimmt aufeinander unterwegs. Bis jetzt gibt es nur fünf konkrete Anhaltspunkte:

1) Der IS will es gewesen sein

Der islamische Staat hat sich zum Anschlag in einem Schreiben bekannt. „Acht Brüder“ hätten sich die Anschlagsziele „im Herzen“ der französischen Hauptstadt ausgesucht und seien „mit Sprengstoffgürteln“ ausgerüstet dorthin aufgebrochen, heißt es darin. Es wird das Fußballstadion erwähnt, in dem am Freitagabend die Mannschaften von Frankreich und Deutschland gegeneinander angetreten sind. Und die Folgen des Attentats werden erwähnt: „Die Bilanz ihrer Attacken sind zumindest 200 tote Kreuzritter und noch mehr Verletzte.“ Allah dagegen würde Lobgesänge und Anpreisung erfahren.

Auch der französische Präsident Francois Hollande spricht von einem "Kriegsakt" des IS. Es gab immer wieder Drohungen gegen Frankreich aufgrund der Beteiligung des Landes am Krieg gegen den IS in Syrien und im Irak. Die Handschrift der Attentäter ist allerdings nicht zwingend dieselbe wie bei anderen (versuchten) Anschlägen. Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürtel sind bisher noch nicht für den IS in Europa aktiv gewesen. Zahlreiche Augenzeugen berichteten außerdem von Aussagen der Attentäter, die einen islamistischen Hintergrund der Tag vermuten lassen.

2) Ein Attentäter als Franzose identifiziert

Einer der mutmaßlichen Attentäter in der Pariser Konzerthalle Bataclan ist angeblich identifiziert worden. Es handle sich um einen Franzosen, der dem Geheimdienst bekannt war, hieß es am Samstag aus Ermittlerkreisen.

Der Staatsanwalt François Molins gab weitere Details zu diesem Mann bekannt: Er sei 30 Jahre alt gewesen und stammte aus Courcouronnes, einem Vorort im Süden Paris'. Er war der Polizei seit 2004 bekannt; 2010 wurde er als Extremist eingeordnet.

Am Samstagabend wurde bekannt, dass ein Mann mit Sprengsätzen versucht hatte, Zutritt zum Stade de France zu bekommen. Er hatte ein Ticket für das Fußballspiel von Frankreich gegen Deutschland bei sich gehabt.

Am Freitagabend hatten mindestens acht Angreifer sechs verschiedene Orte in Paris und im Norden der französischen Hauptstadt angegriffen und mindestens 129 Menschen getötet und weitere 352 verletzt.

3) Die syrischen Pässe

Zwei syrische Pässe wurden gefunden. Nahe einem der toten Attentäter beim Stadion ist nach Angaben aus Polizeikreisen ein syrischer Pass gefunden worden. Der Pass sei in der Nähe der Leiche eines der Angreifer entdeckt worden, sagte ein Polizeivertreter. Laut Polizeikreisen gehen die Ermittler gemeinsam mit ausländischen Geheimdiensten derzeit einer "syrischen Spur" nach. Medien berichten auch von einem ägyptischen Pass bei einem der anderen Attentäter.

Die französische Staatsanwaltschaft verlautbarte Hintergründe zu einem weiteren syrischen Pass: Dessen Besitzer war 1980 geboren. Der französischen Polizei war er bislang unbekannt gewesen.

Am Samstagabend hieß es vonseiten der griechischen Regierung, dass einer der syrischen Pässe einem Mann gehört habe, der als Flüchtling über die griechische Insel Leros in die Europäische Union eingereist sei. Gegenüber der britischen Tageszeitung "Guardian" wiesen griechische Beamte aber darauf hin, dass syrische Pässe "extrem einfach zu bekommen sind." - "Entweder diese Person gab sich als Flüchtling aus und kam so durch Griechenland, oder er kaufte oder stahl den Reisepass unterwegs", wird die Quelle im "Guardian" zitiert: "Im Moment ist jedes Szenario davon eine Möglichkeit."

Insgesamt soll Frankreich zehn verschiedene Fingerabdrücke bei der griechischen Regierung zum Abgleich angefordert haben. Wie die betroffenen Personen im Zusammenhang mit den Attentaten stehen, ist nicht bekannt.

4) Die Razzia in Belgien

Die belgische Polizei hat am Samstagabend mehrere Personen in dem Brüsseler Vorort Molenbeek festgenommen. Die Razzia habe sich gegen drei junge Männer gerichtet; sie seien an den Anschlägen von Paris beteiligt gewesen. Am Freitagabend waren sie aus Paris geflohen.

Die Verbindung entstand durch die Kontrolle eines belgischen Autos an der französisch-belgischen Grenze am Samstagmorgen. Es ist das dritte Auto, das mit den Anschlägen in Verbindung gebracht wird. Es war auf einen französischen Staatsbürger mit Wohnsitz in Belgien gemeldet. Im Auto waren neben dem Fahrer zwei belgische Staatsangehörige. Alle drei Insassen waren der Polizei bislang nicht bekannt.

Auch die anderen beiden Autos, die mit den Anschlägen in Verbindung gebracht werden - sie wurden beim Club Bataclan gesehen: ein Seat, ein VW Polo, beide schwarz - hatten belgische Nummerntafeln. Aufgrund dessen hatte die belgische einige Menschen am Samstag verhaftet.  

5) Der mutmaßliche Komplize in Bayern

Der Polizei ist es - zu mindest nach offiziellen Angaben - nicht gelungen einen Verdächtigen oder Komplizen in Frankreich zu verhaften. Das könnte aber den deutschen Kollegen schon Tage vor den Anschlägen durch Zufall gelungen sein. Nach dem Fund eines umfangreichen Waffenarsenals an der Autobahn Salzburg-München prüfen die Ermittler einen möglichen Zusammenhang mit der verheerenden Terrorserie in Paris.

"Wenn jemand mehrere Kalaschnikows, Handgranaten und Sprengstoff transportiert, könnte das jemand aus dem Bereich der Schwerkriminalität sein. Der Verdacht liegt aber nahe, dass es sich um terroristische Absichten handelt, beziehungsweise jemand den Terroristen Waffen liefert", sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Aufgrund der Daten des Navigationssystems des Mannes und seines Handys gebe es "deutliche Hinweise, dass der Mann nach Frankreich wollte". Bei dem Mann wurden am 5. November bei Bad Feilnbach in der Nähe von Rosenheim in Bayern unter anderem acht Kalaschnikow-Gewehre, zwei Handgranaten und 200 Gramm TNT-Sprengstoff sichergestellt.

Der 51-Jährige sei von Süden gekommen. Dass der Mann in Österreich unterwegs war, ist damit zwar durchaus möglich, aber nicht gesichert. Nach Angaben des Sprechers des Landeskriminalamts in München hat der 51-Jährige seinen Wohnsitz in Montenegro und ist weder in seinem Heimatland noch in Deutschland polizeibekannt. Der Mann befindet sich in Untersuchungshaft.

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