Weitere fünf Terrorverdächtige in Brüssel verhaftet

In Brüssel bleibt die höchste Terrorwarnstufe in Kraft.
In Brüssel bleibt die höchste Terrorwarnstufe in Kraft. APA/AFP/EMMANUEL DUNAND
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Bei dem Anti-Terror-Einsatz sind in Beligen seit Sonntag insgesamt 21 Verdächtige festgenommen worden. Der Terrorverdächtige Salah Abdeslam ist weiter flüchtig.

Bei der Fahndung nach mutmaßlichen Terroristen hat die belgische Polizei fünf weitere Verdächtige festgenommen. Sie würden nun verhört, teilte die Staatsanwaltschaft in Brüssel am Montag mit. Zudem seien in der Früh fünf zusätzliche Hausdurchsuchungen im Raum Brüssel und im Bereich der ostbelgischen Stadt Lüttich durchgeführt worden, hieß es.

Schon in der Nacht auf Montag hat die belgische Polizei bei einem groß angelegten Anti-Terror-Einsatz 16 Verdächtige festgenommen. Belgische Polizisten und Soldaten durchkämmten auf der Suche nach mehreren Terrorverdächtigen mehrere Stadtviertel von Brüssel. Es gab 19 Durchsuchungen in mehreren Gemeinden der Hauptstadtregion und weitere drei Razzien in der wallonischen Industriestadt Charleroi.

Dabei seien 26.000 Euro sichergestellt worden. Waffen oder Explosivstoffe seien aber nicht gefunden worden.  Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Salah Abdeslam sei nicht unter den Festgenommenen, sagte der Sprecher der Behörde, Eric Van der Sijpt.

Höchste Terrorwarnstufe weiter in Kraft

Montagvormittag bekräftigte der belgische Innnenminister Jan Jambon, dass die Jagd nach mutmaßlichen Terroristen trotz mehrerer Festnahmen fortgesetzt werde. "Die Operation ist noch nicht beendet, sie muss weitergehen", sagte Jambon. Die Terrorgefahr sei immer noch hoch. Jambon forderte die Menschen aber auf, nicht in Panik zu verfallen: "Das ökonomische und soziale Leben muss weitergehen." Notwendige Maßnahmen, um die Sicherheit der Menschen sicherzustellen, würden ergriffen.

Bis auf weiteres bleibt in der belgischen Hauptstadt die höchste Terrorwarnstufe in Kraft. Auch zum Beginn der Arbeitswoche wird die Metro nicht fahren; Schulen und Universitäten bleiben geschlossen. Das teilte Belgiens Premier Charles Michel am Sonntagabend nach einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates mit. Die aktuell geltende Stufe 4 bedeute, dass eine "ernste und unmittelbare" Bedrohung besteht. "Wir fürchten einen ähnlichen Anschlag wie in Paris", sagte Michel. Mögliche Ziele könnten belebte Orte wie Einkaufszentren, Einkaufsstraßen oder der öffentliche Nahverkehr sein. Am Nachmittag wird über die Verlängerung der Maßnahmen entschieden.

Zwei Terrorverdächtige in Brüssel vermutet

Hintergrund ist der Verdacht, dass sich in Brüssel zwei Terrorverdächtige aufhalten sollen, darunter möglicherweise der seit einer Woche gesuchte Salah Abdeslam. Er ist der Bruder eines der Pariser Selbstmordattentäter und wohnte zuvor im Brüsseler Stadtteil Molenbeek. Abdeslam soll sich am 13. November an den Anschlägen in Paris mit 129 Toten beteiligt haben und seitdem in Brüssel verstecken.

"Alle wissen, dass von ihm eine gewisse Gefahr ausgeht", sagte Innenminister Jambon. "Er ist folglich ein wichtiges Ziel." Er könne aber keine Details der Ermittlungen nennen, diese seien "zu sensibel". Angaben dazu könnten die weiteren Untersuchungen behindern. Die Staatsanwaltschaft wies zurück, dass ein am Sonntagabend bei Lüttich kontrollierter BMW im Zusammenhang mit dem laufenden Anti-Terror-Einsatz nach den Anschlägen von Paris steht. Zwar habe der Lenker eines solchen Autos bei einer Polizeikontrolle die Flucht ergriffen, es bestehe aber keiner Verbindung mit dem laufenden Einsatz.

Die Zeitung "La Libre Belgique" hatte berichtet, ein Verdächtiger, bei dem es sich um den seit den Pariser Anschlägen gesuchten Franzosen Salah Abdeslam handeln könne, sei am Sonntagabend gegen 19.30 Uhr von Fahndern in der Nähe von Lüttich gesichtet worden, aber nach Deutschland entkommen. Abdeslam ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch nicht unter den am Montag festgenommenen fünf Personen.

Cameron und Hollande besuchen Bataclan

Frankreichs Präsident Francois Hollande und der britische Premierminister David Cameron besuchten am Montag gemeinsam die Konzerthalle Bataclan. Im Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichte Cameron ein Foto, das ihn "Schulter an Schulter" mit dem französischen Staatschef vor dem Veranstaltungsort zeigt, in dem am 13. November 89 Menschen getötet worden waren.

Beide Politiker legten jeweils eine Rose zum Gedenken an die Opfer ab. Das Treffen mit Cameron in Paris leitet eine Reihe von Gesprächen Hollandes mit Staats- und Regierungschefs ein: Frankreichs Präsident Francois Hollande beginnt am Montag Gespräche mit international führenden Politikern über Konsequenzen aus den Terroranschlägen, für die die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Verantwortung übernommen hat. Dazu empfing der Staatschef zunächst den britischen Premierminister David Cameron am Montag im Elyseepalast. Auch Gespräche mit EU-Ratspräsident Donald Tusk, US-Präsident Barack Obama, der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, Russlands Präsident Vladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping sind geplant.

Paris darf Stützpunkt auf Zypern nutzen

Bei ihrem Treffen am Montag sagte Cameron Frankreich im Kampf gegen die Extremistenmiliz IS die Unterstützung seines Landes zu. Die französische Luftwaffe könne einen britischen Stützpunkt auf Zypern nutzen, sagte Cameron am Montag in Paris bei einer Pressekonferenz mit Präsident Francois Hollande. Zudem werde die britische Luftwaffe den Nato-Partner mit der Betankung französischer Flugzeuge in der Luft unterstützen. Weiter werde Großbritannien stärker Geheimdienstinformationen mit den europäischen Verbündeten teilen. Hollande kündigte seinerseits eine weitere Intensivierung der Luftangriffe auf den IS in Syrien an. Seit Montag ist der Flugzeugträger "Charles de Gaulle" in seinem Einsatzgebiet im östlichen Mittelmeer. Damit verdreifacht sich die Schlagkraft der französischen Luftwaffe im Syrien-Einsatz.

Cameron machte sich zudem erneut für eine Beteiligung seines Landes an den Luftangriffen auf IS-Stellungen in Syrien stark. Im Laufe der Woche werde er dem Parlament in London eine umfassende Strategie für einen Sieg über die Islamisten vorlegen. Die britischen Abgeordneten haben sich bislang skeptisch gezeigt. Cameron verlor 2013 eine Abstimmung im Parlament zu geplanten Angriffen auf Stellungen von Syriens Präsident Baschar al-Assad. Der Premier hofft, dass nach den Anschlägen in Paris mit 130 Toten ein Umdenken unter den Abgeordneten stattgefunden hat.

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(APA/AFP/dpa/Reuters)

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