Turkmenen: Nahe türkische Verwandte

Angehörige der Minderheit kämpfen aufseiten der Rebellen gegen Assad. Sie beschuldigen Moskau, ihre Dörfer anzugreifen.

Wien. Durch den Abschuss der Su-24 über dem nordsyrischen Gebiet ist eine wenig bekannte Gruppe in dem Bürgerkrieg in den Vordergrund gerückt: die Turkmenen. Innerhalb der multiethnischen Bevölkerung Syriens bilden die Turkmenen eine 140.000 bis 200.000 Menschen zählende Minderheit.

Die Turkmenen in Syrien haben außer dem Namen nur wenig mit den Bewohnern der zentralasiatischen Republik Turkmenistan gemeinsam. Sie sind Nachfahren türkischer Volksgruppen, die bis zum Ersten Weltkrieg in diesem Teil des damaligen Osmanischen Reiches siedelten. Heute lebt die auch als Turkomanen bezeichnete Minderheit vor allem in den syrischen Provinzen Aleppo und Latakia sowie im Großraum Damaskus. Die mehrheitlich sunnitischen Muslime haben meist türkische und aserbaidschanische Dialekte als Muttersprache. Aufgrund der kulturellen Nähe sieht sich die Türkei als Schutzmacht der Minderheit.

Im syrischen Bürgerkrieg kämpfen Turkmenen in verschiedenen Rebellengruppen, darunter der Freien Syrischen Armee gegen Machthaber Bashar al-Assad. Seit Beginn der russischen Militärintervention haben Turkmenen den Kreml beschuldigt, ihre Dörfer zu bombardieren. So sollen etwa im turkmenischen Dorf Telbiseh Anfang Oktober 40 Zivilisten zu Tode gekommen sein.

Russische Piloten erschossen

Einem lokalen turkmenischen Milizanführer zufolge sind die beiden russischen Piloten, die sich per Schleudersitz aus der Maschine retteten und anschließend mit Fallschirmen zu Boden segelten, nicht mehr am Leben. Turkmenische Kräfte hätten die beiden Männer erschossen, sagte der Vize-Kommandant der verantwortlichen Rebellengruppe, Alpaslan Celik, am Dienstag nahe dem Ort Yamadi in Syrien zu Journalisten. „Unsere Kameraden eröffneten auf sie das Feuer und sie starben in der Luft“, erklärte Celik. Zum Beweis zeigte er angebliche Stücke des Fallschirms.
Laut russischen Angaben ist zumindest einer der beiden Piloten ums Leben gekommen. Zudem soll bei der Rettungsmission ein Soldat in einem Hubschrauber getötet worden sein. Für Russland sind es die ersten Toten im Syrien-Einsatz. (DPA/Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2015)

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