"Ich habe die Grausamkeit der Macht kennengelernt"

Ri Kang fürchtete die Machtkämpfe in Nordkorea.
Ri Kang fürchtete die Machtkämpfe in Nordkorea.REUTERS
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20 Jahre nach seiner Flucht aus Nordkorea beschreibt ein Onkel des Machthabers Kim Jong-un sein Leben in dem abgeschotteten Land.

Ri Kang, der Onkel des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un hat in einem Interview beschrieben, wie die Angst vor den tödlichen Machtkämpfen in Pjöngjang ihn und seine Frau vor 20 Jahren dazu bewegt haben, in die USA zu fliehen. Er habe befürchtet, dass nach dem damals befürchteten Tod von Diktator Kim Jong-il ein tödlicher Machtkampf ausbrechen könnte, sagte er am Mittwoch in einem Interview mit der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap.

Ri ist mit Ko Yong-Suk, der jüngeren Schwester von Kim Jong-uns Mutter verheiratet. Sie war in den späteren Jahren Kim Jong-ils Herrschaft über Nordkorea die First Lady an der Seite des Machthabers.

"Nach zwei Jahrzehnten im Umfeld von Kim Jong-Il, erkannte ich die Grausamkeit der Macht", sagte Ri Kang in dem Telefoninterview. Er habe gedacht, es sei keine gute Idee in diesem Umfeld zu leben. Daher nutzten Ri und Ko die erste Gelegenheit, die sich ihnen bot, um sich in die USA abzusetzen.

"Ich ging aus Angst"

Das Ehepaar war von Kim Jong-Il beauftragt worden, seinen Sohn und Nachfolger Kim Jong-Un während seines Internatsaufenthalts in der Schweiz zu beaufsichtigen. Statt danach zurückzukehren, floh das Paar in die USA. "Ich ging aus Angst davor, was Menschen mit Macht machen können", sagte Ri.

Tatsächlich starb Kim Jong-Il erst 13 Jaher später, der unmittelbare Machtübergang auf seinen Sohn verlief ohne gröbere Machtkämpfe. Allerdings wurden die Sorgen des Flüchtenden später bestätigt: In einer Säuberungswelle nach seinem Amtsantritt entledigte sich Kim Jong-un unter anderem seines angeheirateten Onkels Jang Song-Thaek. Er ließ den machtbewussten Konkurrenten öffentlich abführen und später hinrichten.

Frau geht wegen Verleumdung vor Gericht

Nach einem relativ ruhigen Leben in Anonymität in den USA gerieten Ri und seine Frau Ko vergangene Woche in den Fokus der südkoreanischen Öffentlichkeit. Ko will mehrere nordkoreanische Überläufer wegen Verleumdung auf mehr als eine halbe Million Dollar verklagen. Die drei Personen hatten in Talkshows verbreitet, Ko habe eine geheime Kasse ihres Schwagers Kim Jong-Il verwaltet und in den USA eine Schönheitsoperation machen lassen.

Zudem behaupteten sie, ihr Vater habe während des Zweiten Weltkriegs mit den Japanern kollaboriert - eine der schlimmsten Rufschädigungen, die Nordkoreanern zugefügt werden. "Meine Frau hat Herzprobleme und sie war durch die Aussagen der Abtrünnigen sehr verstört", sagte Ri.

In dem Interview wurde nicht bekannt gegeben, wo das Ehepaar genau lebt. Ri dürfte allerdings eine erfolgreiche Putzerei betreiben. Die beiden haben zwei Söhne und eine Tochter, die alle drei auf Universitäten in den USA studieren.

(maka)

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