USA: Im Schatten Donald Trumps rumort es

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Die kubanischstämmigen Senatoren Rubio und Cruz verschärften in der fünften Fernsehdebatte ihr Ringen um den Führungsanspruch bei den Republikanern.

Washington. Die fünfte und für heuer letzte Fernsehkonfrontation der republikanischen Anwärter um die Nominierung zum Kandidaten für die US-Präsidentenwahl im nächsten November legte erneut offen, wie gespalten die amerikanischen Konservativen sind. Sie machte allerdings auch deutlich, wie sich im Windschatten des derzeit in den meisten Umfragen voranliegenden grellen Baumilliardärs Donald Trump ein Zweikampf zwischen den Senatoren Marco Rubio und Ted Cruz um die Mitte ihrer Partei entspinnt.

Oberflächlich ähneln die beiden Männer einander: Beide sind Mitte vierzig, entstammen kubanischen Einwandererfamilien und sitzen seit dem Jahr 2010 als Folge des konservativen Widerstands gegen Präsident Barack Obama, der sich damals in der Tea-Party-Bewegung verdichtet hat, im Senat. Doch diese Ähnlichkeiten zwischen dem Texaner Cruz und dem Florida vertretenden Rubio verflüchtigen sich bei näherer Betrachtung: Cruz verknüpft seinen in Princeton und Harvard geschulten Intellekt mit seinem als Sohn eines Baptistenpredigers von Kindheit an geübten religiösen Eifer zu einer politischen Marke, die vor allem bei den evangelikalen Wählern in den Teilstaaten Iowa, New Hampshire und South Carolina, wo im Februar die ersten parteiinternen Vorausscheidungen stattfinden werden, punktet. Der konservative Flügel der evangelikalen Protestanten ist traditionell vor allem in Iowa die wichtigste Wählergruppe, und Cruz, der bei seinen öffentlichen Reden rhetorisches Können mit manchmal die Grenze zur Demagogie überschreitender Radikalität vermischt, ist für sie der attraktivste Kandidat.

Auch bei der von CNN in einem Luxuscasino in Las Vegas veranstalteten Debatte in der Nacht auf Mittwoch schlug Cruz immer wieder jene Saiten an, die die gesellschaftspolitisch sehr konservativen Wähler besonders gern klingen hören. „Die politische Korrektheit bringt Menschen um“, donnerte er zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Er meinte damit die Weigerung von Präsident Obama und vielen anderen Politikern beider Parteien, dem Islam und seinen Anhängern pauschal ein terrorgeneigtes Gewaltpotenzial zu unterstellen. Deshalb sprach sich Cruz in Las Vegas erneut dafür aus, „für drei Jahre alle Flüchtlinge aus Regionen und Ländern auszusperren, wo der IS an der Macht ist.“

Rubio hingegen ist zwar auch sehr religiös; so besuchte er im vergangenen Jahr mit seiner kolumbianischstämmigen Gattin ein christliches Ehepartnerseminar auf Hawaii. Doch in Fragen der Einwanderungspolitik ist er pragmatisch, und so musste er sich von Cruz vorwerfen lassen, vor zwei Jahren im Senat einen letztlich gescheiterten Gesetzesvorschlag zur Legalisierung des Status vieler illegaler Immigranten erarbeitet zu haben.

Trump erklärt Republikanern die Treue

Auch in der Frage, wie der IS zu besiegen sei, lagen Cruz und Rubio weit auseinander. Rubio erklärte, Luftangriffe reichten nicht, es müsse Bodentruppen geben, auch wenn diese keine Amerikaner sein sollten, sagte Rubio. Cruz hingegen erklärte, den IS allein mit Flächenbombardements beseitigen zu wollen. Ob beziehungsweise wann sie es schaffen, Trump die Schneid abzukaufen, ist die derzeit interessanteste Frage in diesem Wahlkampf. Trump wies in Las Vegas erneut bedenkliche Wissenslücken auf: So weiß er offenkundig nicht, dass „nuclear triad“, also nuklearer Dreiklang, den Kern der US-Atomwaffendoktrin beschreibt, nämlich mittels Bombern, landbasierten Raketen und von U-Booten aus Nuklearwaffen abfeuern zu können. Allerdings sorgte er beim Parteiestablishment für kurzfristige Erleichterung. Er bekundete, nicht als Unabhängiger kandidieren zu wollen: „Ich bin der republikanischen Partei total verpflichtet.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2015)

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