Familien haben Angst um ihre Kinder. In einzelnen Bezirken sind bis zu 25.000 Schüler betroffen. Die Gefechte zwischen Regierungstruppen und Kurden dauern an.
Wegen des eskalierenden Konflikts zwischen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und der Regierung erhalten in der Südosttürkei Zehntausende Kinder keinen Schulunterricht. Alleine in dem mit einer Ausgangssperre belegten Bezirk Nusaybin in der Provinz Mardin seien 25.000 Schüler betroffen, sagte der Chef der Bildungsgewerkschaft Egitim-Sen in Mardin, Hamdullah Yildirim.
Viele Schulen seien geschlossen, doch auch sonst sei kein Unterricht möglich. "Ständig hört man Artilleriefeuer, es fallen Schüsse, und es kommt zu Ausschreitungen. Die Familien haben Angst um ihre Kinder", sagte Yildirim. Im Bezirk Dargecit verpassten mehr als 5.000 Schüler den Unterricht, 500 Lehrer seien in ihre Heimatstädte zurückgekehrt.
Tausende verpassen Einschulungsprüfung
Hinzu kommen Tausende Kinder, die eine wichtige Prüfung nicht ablegen konnten, um ins Gymnasium aufsteigen zu können. "Diese Schüler werden nach gleichen Kriterien bewertet wie die aus dem restlichen Teil des Landes. Kann man da noch von Gleichberechtigung sprechen?", kritisierte Yildirim.
In Diyarbakir sei die Situation ähnlich, sagte Dilek Adsan von Egitim-Sen in Diyarbakir. Alleine im Viertel Sur konnten mehr als 3.000 Schüler und 400 Lehrer nicht zum Unterricht erscheinen. Das Bildungsministerium gab auf Anfrage keine Zahlen bekannt.
Kämpfe dauern an
Die Türkei hat ihre seit Tagen andauernde Großoffensive gegen Kämpfer der PKK im Südosten des Landes am Montag fortgesetzt. Unter anderem in den Städten Cizre und Silopi in der Provinz Sirnak habe es weiter heftige Gefechte gegeben, berichteten örtliche Medien. Aktuelle Angaben zu Toten oder Verletzten lagen nicht vor.
Am Sonntag war aus Kreisen der Sicherheitskräfte bekannt geworden, dass bei der Offensive binnen wenigen Tagen mehr als hundert Menschen getötet wurden. Demnach starben seit Mittwoch 102 PKK-Kämpfer, mindestens zwei Soldaten und fünf Zivilisten. An dem Einsatz sind rund 10.000 Mitglieder des Militärs sowie Spezialkräfte der Polizei beteiligt.
Kurdische Aufständische hatten im Jahr 1984 im Südosten der Türkei einen Kampf um größere Autonomierechte begonnen. Der Konflikt der Regierung in Ankara mit der PKK eskalierte im Juni wieder, der vor drei Jahren eingeleitete Friedensprozess kam zum Erliegen. In dem Konflikt wurden in den vergangenen 30 Jahren etwa 45.000 Menschen getötet.
(APA/AFP)