Hilfskonvoi erreicht belagerte syrische Stadt Madaja

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Erste Hilfslieferungen des Roten Kreuzes für eingeschlossene Stadt nahe Damaskus. Auch von Regierungsgegnern umzingelten Ortschaften wird geholfen.

Ein Konvoi aus 50 Lastwägen des Internationalen Roten Kreuzes, des Syrischen Roten Kreuzes und der Vereinten Nationen hat am Montag die belagerte Stadt Madaja erreicht. Das Internationale Rote Kreuz gab auf seinem Twitter-Account bekannt, dass die Entladung der Hilfe in den Nachtstunden vorgenommen werde. Ein anderer Konvoi aus 21 Lastwägen traf in den beiden schiitischen Siedlungen, Fua und Kafraja, ein. Sie sollten ebenfalls mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgt werden.

Die UNO schätzt die Zahl der Hilfsbedürftigen allein in dem von Regierungstruppen belagerten Madaja auf 40.000, die Hälfte davon Kinder. Helfern zufolge starben dort bereits 28 Menschen an Hunger.

Die Hilfslieferungen nach Madaja erlaubte das Regime von Präsident Bashar al-Assad in Damaskus nur unter der Bedingung, dass auch die von Regierungsgegnern umzingelten Schiitenorte Fua und Kafraja mit 20.000 Einwohnern internationale Hilfe bekommen. Am Montag wollte sich auch der UN-Sicherheitsrat mit der humanitären Lage in Madaja, Fua und Kafraja befassen. Beschlüsse werden nicht erwartet.

Neue Allianz von Assad-Gegnern

Eine neugegründete Allianz aus kurdischen und arabischen Gegnern des syrischen Staatschefs Bashar al-Assad will an den anstehenden Syrien-Gesprächen in der Schweiz teilnehmen. Das sagte der Kovorsitzende des Syrischen Demokratischen Rats, Haytham Manna, der Nachrichtenagentur AFP.

Der erst im Dezember gegründete Syrische Demokratische Rat ist der politische Arm der Syrischen Demokratischen Kräfte. Diese bewaffnete Gruppierung hatten kurdische, arabische und christliche Rebellen im Oktober im Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) gebildet. Sie wird von den USA unterstützt und von den Volksverteidigungseinheiten (YPG) angeführt, die große Teile der kurdischen Siedlungsgebiete im Norden Syriens kontrollieren.

Ab dem 25. Jänner sollen sich Vertreter der syrischen Regierung und deren Gegner zu Gesprächen unter der Schirmherrschaft des UN-Sondergesandten Staffan de Mistura in Genf treffen. Bisher lud de Mistura den Syrischen Demokratischen Rat nicht zu den Gesprächen ein.

Getötete Schüler bei Luftangriff?

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden am Montag bei einem russischen Luftangriff auf eine Schule in Andschara in der nördlichen Provinz Aleppo mindestens zwölf Kinder und drei Erwachsene, darunter ihre Lehrerin, getötet. Mindestens 20 weitere Menschen wurden verletzt.

Die im Westen der Provinz Aleppo gelegene Ortschaft Andschara wird von Rebellen gehalten. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle beruft sich auf ein dichtes Netz von Aktivisten in Syrien. Ihre Angaben können wegen der unübersichtlichen Lage in dem Konfliktgebiet von unabhängiger Seite nur schwer überprüft werden. Die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete unterdessen, gegen Assad kämpfende Rebellen hätten in der Stadt Aleppo durch Raketenangriffe drei Kinder getötet. Demnach schlugen die Geschosse in einem von Regierungssoldaten gehaltenen Viertel ein.

Der französische Außenminister Laurent Fabius forderte ein Ende der Belagerung von Madaja sowie der syrischen und russischen "Militäreinsätze gegen die Zivilbevölkerung". Das Leiden der Menschen in Madaja und in "allen anderen vom Regime belagerten syrischen Städten" müsse aufhören. Eine von den USA angeführte internationale Militärkoalition fliegt in Syrien seit mehr als einem Jahr Luftangriffe gegen mutmaßliche IS-Stellungen, an denen auch Frankreich beteiligt ist.

Seit Beginn des syrischen Gewaltkonflikts im März 2011 wurden der Beobachtungsstelle zufolge mehr als 260.000 Menschen getötet, unter ihnen 76.000 Zivilisten.

(APA/AFP/Reuters)

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