USA: Republikanische Hoffnung Haley attackiert Trump

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Die indischstämmige Gouverneurin des Teilstaats South Carolina kritisierte den „Sirenengesang der zornigsten Stimmen“ und positionierte sich als reizvolle Kandidatin für die Vizepräsidentschaft.

Washington. Die Republikaner dürften eine konservative Stimme gefunden haben, die sich öffentlich gegen den brachialen Populismus des Baumilliardärs Donald Trump stellt. Nikki Haley, die Gouverneurin von South Carolina, kritisierte am Dienstagabend in ihrer Reaktion auf Präsident Barack Obamas Rede zur Lage der Nation die populistischen und ausländerfeindlichen Aussagen des in vielen Meinungsumfragen führenden Anwärters auf die Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten.

„Manche Leute denken, dass man die lauteste Stimme im Saal sein muss, um etwas zu bewirken“, sagte Haley in ihrer im Fernsehen übertragenen Ansprache. „Das stimmt einfach nicht. Oft tun wir am besten daran, die Lautstärke zu senken. Wenn es leiser ist, kann man nämlich hören, was jemand anderer sagt. Und das kann einen enormen Unterschied ausmachen.“ Haley warnte davor, dem „Sirenengesang der zornigsten Stimmen“ zu folgen: „Wir müssen dieser Versuchung widerstehen.“

Sie kritisierte zudem ihre eigene Partei dafür, die Dysfunktionalität des politischen Systems allein den Demokraten in die Schuhe zu schieben: „Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein: Die Demokraten in Washington tragen zwar viel Verantwortung für die Probleme, vor denen Amerika heute steht, aber sie tragen sie nicht allein. Wir Republikaner müssen unseren Beitrag zum Verlust des öffentlichen Vertrauens in Amerikas Führungsrolle eingestehen. Und dann müssen wir das reparieren.“

Paul Ryans Plan

Sollte diese nur notdürftig verdeckte Kritik am Stil und Inhalt des politischen Auftretens von Donald Trump jemandem entgangen sein, sorgte Haley im Gespräch mit ABC News für Klarheit: Ja, Trump sei einer jener Republikaner gewesen, die sie gemeint habe. Trump schoss auf Fox News in bekannter Weise zurück: „Wenn ich nicht kandidieren würde, stünde sie wahrscheinlich in meinem Büro, um mich um Geld zu bitten.“

Beobachter der republikanischen Partei hoben rasch hervor, dass Haleys Angriff auf Trump ein Teil jener Strategie sei, mit der Paul Ryan, der Vorsitzende des Repräsentantenhauses und derzeit der institutionell vermutlich wichtigste republikanische Amtsträger, die Partei vor einem allzu weiten Abgleiten nach rechts und einer daraus folgenden Niederlage bei der Wahl im November zu bewahren versucht.

Haley wurde bereits vor ihrer auch von politischen Gegnern gelobten Rede als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft gehandelt. Die 43-jährige, in South Carolina als Tochter indischer Einwanderer geborene Methodistin ist die erste Frau, die das Gouverneursamt dieses Teilstaats erlangt hat. Im vorigen Jahr veranlasste sie nach dem Mord an neun Schwarzen durch einen weißen Rassisten in einer Kirche in Charleston mit Taktgefühl die Entfernung der Südstaatenflagge von South Carolinas Amtsgebäuden. (go)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2016)

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