US-Präsidentenwahl 2016: Krach zwischen Trump und Cruz

Nur der texanische Senator Cruz wagt es, Trump anzugreifen.
Nur der texanische Senator Cruz wagt es, Trump anzugreifen.(c) Reuters (Randall Hill)
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Der texanische Senator wittert die Chance, den New Yorker Baumilliardär in Iowa hinter sich zu lassen, und lanciert in der sechsten TV-Debatte scharfe Attacken.

Am Dienstag in zwei Wochen finden im US-Teilstaat Iowa die ersten Vorwahlen der Republikaner und Demokraten für die Nominierung zur Präsidentschaftswahl statt. Die sechste Fernsehkonfrontation der in den Umfragen stärksten republikanischen Anwärter in der Nacht auf Freitag war in dieser Hinsicht eine Gelegenheit, den Stand der Dinge auf einen Nenner zu bringen.

Der sieht so aus: Hinter dem in den landesweiten Umfragen führenden Baumilliardär Donald Trump ringen vier Konkurrenten mit ernsthaften Aussichten um öffentliche Aufmerksamkeit. Doch nur einer von ihnen, der texanische Senator Ted Cruz, wagt es derzeit, Trump direkt anzugreifen. Und Cruz liegt in Iowa in immer mehr Umfragen vor Trump.

Hickhack um Cruz' Geburt in Kanada

Folglich lieferten sich Trump und Cruz auf der von Fox Business News in Charleston, South Carolina veranstalteten Konfrontation die beiden nennenswertesten Wortwechsel einer über weite Strecken lebhaften, aber sachpolitisch dünnen und von zahlreichen faktischen Unwahrheiten gesäten Veranstaltung.

Cruz, der im kanadischen Calgary als Sohn einer Amerikanerin und eines Kubaners geboren wurde, drehte Trumps beharrliche Unterstellung, diese Herkunft disqualifiziere ihn formell als Präsidentschaftskandidaten, in einen Angriff auf Trump um: "Ich nehme zur Kenntnis, dass Donald darüber erschüttert ist, dass seine Umfragewerte fallen. Aber die Fakten und das Recht sind ziemlich klar: Das Kind eines Bürgers, das im Ausland geboren wurde, ist ein natürlicher US-Bürger."

Politisches Hickhack.
Politisches Hickhack.(c) Bloomberg (Andrew Harrer)

Die Mehrheitsmeinung amerikanischer Verfassungsjuristen stützt diese Sichtweise; nur einzelne Stimmen berufen sich demgegenüber auf englisches Common Law, demzufolge ein "natural-born citizen" eines Staates nur der sei, welcher auf dessen Gebiet geboren wurde. Cruz ist zudem nicht der erste in dieser Lage; John McCain, der 2008 an Barack Obama scheiterte, kam in Panama zur Welt, George Romney, der Vater des 2012 gegen Obama unterlegenen Mitt Romney, kam in Mexiko zur Welt und kandidierte 1968.

Die ominösen "New Yorker Werte"

Cruz führte Trumps Spekulation über seine passive Wahlberechtigung ad absurdum, indem er darauf hinwies, dass manche besonders extreme Vertreter dieser "Birther"-Bewegung der (klar irrigen) Meinung sind, dass man nur dann um das Präsidentenamt kandidieren kann, wenn man Eltern hat, die ihrerseits in den USA zur Welt gekommen sind. Und Trumps Mutter kam aus Schottland. "In Staatsbürgerschaftsfragen werde ich die Geburt Ihrer Mutter nicht gegen Sie verwenden", ätzte Cruz, und Trump wirkte zum ersten Mal in einer Fernsehdebatte fassungslos.

Das zweite Scharmützel lieferten sich die beiden ebenfalls um eine sachpolitisch leere, aber emotionalisierende Frage. Cruz spottet während seiner Wahltour regelmäßig über Trumps "New Yorker Werte". Was denn diese seien, wollten die Moderatoren wissen. "Jeder weiß, was New Yorker Werte sind: sozial liberal, für Abtreibung und die Homosexuellenehe. Der Blick ist nur auf Geld und die Medien gerichtet. Aus Manhattan kommen nicht viele Konservative."

Mit dieser Verhöhnung der Stereotypie einer materialistischen, narzisstischen und verweichlichten Ostküstenmetropole hatte sich Cruz allerdings verschätzt. Trump zitierte das Grauen der Terroranschläge vom 11. September 2001 und den Widerstandswillen der New Yorker: "Die Menschen in New York haben gekämpft und gekämpft und gekämpft." In der Luft sei tagelang "der Geruch des Todes" gelegen, und überhaupt "liebt die Welt New York und die New Yorker."

Chris Christie, Gouverneur von New Jersey.
Chris Christie, Gouverneur von New Jersey.(c) Reuters (Chris Keane)

Christie nennt Obama "trotziges Kind"

Im Schatten dieses den Abend dominierenden Duells gerieten nur Cruz und Marco Rubio, der Senator aus Florida, sowie Rubio und Chris Christie, der Gouverneur von New Jersey, aneinander. Mehr als von der Konkurrenz gegeneinander waren die sieben Herren (Carly Fiorina, die einzige Frau und frühere Vorstandschefin des Computerkonzerns Hewlett-Packard, war angesichts zuletzt schwacher Umfragewerte aus der Hauptdebatte auf ein früheres Podium von Nachzüglern relegiert worden) aber vom Animus gegen Präsident Obama und Hillary Clinton, die wahrscheinliche demokratische Kandidatin, getrieben.

So sagte Christie, Obama sei "ein trotziges Kind", und er kündigte dem Präsidenten an, dass "wir Ihren Hintern im Herbst aus dem Weißen Haus hinaustreten werden." Clinton wiederum werde auf keine zehn Meilen an das Weiße Haus herankommen, dafür verbürge er sich (Kommentatoren waren auf Twitter schnell mit dem sarkastischen Einwand zur Stelle, dass dies schwer werden dürfte, da die Clintons in Georgetown ein Haus besäßen, das nur rund sieben Meilen vom Präsidentensitz entfernt).

Bush: Clinton für Präsidentschaft ungeeignet

Jeb Bush, der Präsidentensohn und -bruder sowie frühere Gouverneur von Florida, wählte seine Worte zwar bedachtsamer, beschied Clinton allerdings, dass sie im Fall ihres Wahlsieges ihre ersten hundert Tage "zwischen dem Gerichtsgebäude und dem Weißen Haus verbringen werde". Clinton sei für das Amt der Präsidentin nicht geeignet, sagte Bush.

Ob diese mehr als zweieinhalbstündige Debatte die Sichtweise der Wähler in den wichtigen ersten vier Vorwahlstaaten Iowa, New Hampshire, South Carolina und Nevada wesentlich bewegt hat, ist zu fraglich. "Noch einmal: Wer Ihrer Meinung nach diese Debatte gewonnen hat, hängt davon ab, wen Sie von vornherein schon mochten. Nichts ändert sich, ehe wir die Ergebnisse vom Iowa am 1. Februar sehen", gab die Analytikerin Amy Walter vom Cook Political Report auf Twitter zu bedenken.

Kandidat Jeb Bush.
Kandidat Jeb Bush.(c) AFP (Timothy A. Clary)

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