»Rache am ungläubigen Westen«

Terror. 27 Tote nach einem Jihadistenangriff auf ein Hotel in Burkina Faso. Verwirrung um angeblich entführte Österreicher.

Ouagadougou. Erstmals hat der afrikanische al-Qaida-Ableger AQMI im westafrikanischen Land Burkina Faso zugeschlagen, das bisher von größeren Terrorattacken verschont geblieben ist. Auffällig dabei ist, dass die Täter wieder ein „weiches Ziel“ ausgewählt haben – ausländische Touristen wie zuletzt in Ankara, wo zehn Deutsche starben. Gleichzeitig scheint sich ein makabrer Wettkampf der Terrororganisationen zu entwickeln, denn mit den internationalen Attentaten der jüngsten Zeit verbreitete vor allem der Islamische Staat (IS) Angst und Schrecken, nicht al-Qaida. Die Botschaft freilich bleibt die gleiche: Es handle sich um „Rache an Frankreich und dem ungläubigen Westen“, bekannte sich AQMI zu dem Anschlag in der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou.

In der Nacht auf Samstag hatte eine Gruppe der afrikanischen Jihadisten das vor allem von Ausländern gebuchte Luxushotel Splendid und das nahe gelegene Restaurant Cappuccino angegriffen. Sie nahmen mehr als hundert Menschen als Geiseln. In dem Hotel befand sich auch der burkinische Arbeitsminister, Clément Sawadogo.

Am frühen Samstagmorgen stürmten Sicherheitskräfte das Hotel und das Restaurant. In dem Hotel brach ein Feuer aus, erst am späten Vormittag war die Erstürmung beendet. 126 Personen wurden befreit. Ersten offiziellen Angaben zufolge starben 20 Menschen; ein französischer Diplomat sprach von 27 Todesopfern. Sie sollen aus 18 verschiedenen Ländern stammen. Samstagfrüh wurde außerdem noch ein anderes Hotel von Terroristen attackiert.

Im Nachbarland Mali haben in den vergangenen Jahren wiederholt militante Islamisten Hotels angegriffen, die Ausländer beherbergen. Die Jihadistengruppe AQMI (al-Qaida im Islamischen Maghreb) bekannte sich zuletzt zu einem Anschlag auf ein Hotel in der malischen Hauptstadt, Bamako: Dabei wurden im vergangenen Jahr am 20. November 20Menschen getötet, darunter 14 Ausländer.


Austria mit Australia verwechselt?
Unklar war gestern das Schicksal zweier Geiseln, die im Norden Burkina Fasos an der Grenze zu Mali entführt worden sind. Es hieß zunächst, es seien zwei Österreicher. Eine burkinische Agentur berichtete indes, es handle sich um den 82-jährigen Arthur Eliot Keneth, einen pensionierten Mediziner, und seine Frau, Josephine, die 84 Jahre alt ist.

Im Außenministerium in Wien konnten die Angaben gestern nicht bestätigt werden. Dennoch wurde ein Krisenstab eingerichtet. Es gab aber Zweifel an der Nationalität: Wahrscheinlich dürfte Austria mit Australia verwechselt worden sein. Darauf deuten auch die Namen hin.

Lokale Medien berichteten, das Paar betreibe eine Klinik in der Region, was auf ein örtlich bekanntes australisches Paar hindeutete. Der Mann und die Frau seien in der Stadt Djibo entführt worden. Sie hätten dort laut einem Zeugen, der anonym bleiben wollte, bereits seit 44 Jahren gelebt. (st, ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2016)

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