IS entführt offenbar 400 Zivilisten in Ostsyrien

Frauen und Kinder fliehen vor den Schrecken in Deir ez-Zor.
Frauen und Kinder fliehen vor den Schrecken in Deir ez-Zor.REUTERS
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Die Terrormiliz hat in der belagerten Stadt Deir ez-Zor 85 Zivilisten getötet. 400 Menschen sind laut Menschenrechtsaktivisten verschleppt worden.

Kämpfer der Terrormiliz IS haben nach Angaben von Aktivisten im Osten Syriens mehr als 400 Zivilisten entführt. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag mitteilte, verschleppten die Jihadisten ihre Opfer nach einem Angriff auf Deir ez-Zor. Mindestens 85 Zivilisten und rund 50 Regierungstruppen wurden den Angaben zufolge getötet.

Dabei sei es dem IS gelungen, ein weiteres Viertel der Stadt einzunehmen. Die IS-Kämpfer hatten am Samstag eine Offensive auf die teilweise von der syrischen Armee kontrollierte Hauptstadt der gleichnamigen Provinz gestartet. Nach Angaben der Beobachtungsstelle rückte der IS in den Norden von Deir ez-Zor vor und eroberte den Vorort Al-Baghaliyeh. Dabei wurden den Angaben zufolge mindestens 135 Menschen getötet: 85 Zivilisten sowie rund 50 Regierungssoldaten und verbündete Kämpfer. Die meisten von ihnen seien hingerichtet worden. Laut der amtlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana wurden bei dem Angriff auf Deir ez-Zor sogar 300 Zivilisten getötet. Die meisten Opfer des "Massakers" seien Frauen, Kinder und ältere Menschen.

Am Samstagabend verschleppten die IS-Kämpfer dann mindestens 400 Zivilisten aus Al-Baghaliyeh und umliegenden Gebieten, wie die Beobachtungsstelle mitteilte. Bei den Entführten handle es sich um Frauen, Kinder und regierungstreue Kämpfer. Sie wurden den Angaben zufolge in vom IS kontrollierte Gebiete im Westen der Provinz und an die Grenze zur Nachbarprovinz Raqqa gebracht.

Deir ez-Zor liegt rund 450 Kilometer nordöstlich der syrischen Hauptstadt Damaskus. Der IS kontrolliert den größten Teil der gleichnamigen Provinz und etwa die Hälfte der Stadt. Die übrigen Gebiete und ein nahegelegener Militärflughafen werden von den Regierungstruppen kontrolliert. Am Sonntag wurde in Deir ez-Zor weiter gekämpft. Wie die Beobachtungsstelle mitteilte, wurden die Regierungstruppen dabei von russischen Kampfflugzeugen unterstützt.

Bombenangriffe in IS-Hochburg Raqqa

Bei Luftangriffen im Osten Syriens wurden nach Angaben der Aktivisten unterdessen rund 40 Zivilisten getötet. Die IS-Hochburg Raqqa sei am Samstag bombardiert worden, erklärte die Beobachtungsstelle. Unter den Toten seien auch acht Kinder. Die Kampfflugzeuge kamen den Angaben zufolge aus einem Gebiet, das von syrischen Regierungstruppen kontrolliert wird. Es sei jedoch unklar, ob es sich um Angriffe der syrischen oder der russischen Luftwaffe gehandelt habe.

Der IS hatte Raqqa Anfang 2014 erobert und zur Hauptstadt seines selbst ausgerufenen "Kalifats" ernannt. Russland fliegt seit September Angriffe in Syrien. Dabei werden nach Angaben der Beobachtungsstelle auch immer wieder Zivilisten getötet. Der Westen wirft Moskau vor, mit den Luftangriffen insbesondere Syriens Machthaber Bashar al-Assad an der Macht halten zu wollen. Neben dem IS wurden auch immer wieder gemäßigte Aufständische von Russland bombardiert.

Schwere Kämpfe meldete die Beobachtungsstelle auch aus der nordsyrischen Provinz Aleppo. Dort seien am Samstag mindestens 16 IS-Kämpfer getötet worden, als ihr Angriff auf einen Militärstützpunkt nahe der Stadt Al-Bab abgewehrt wurde. Die Beobachtungsstelle hat ihren Sitz in Großbritannien und stützt sich auf ein Netzwerk von Aktivisten und Ärzten in Syrien. Ihre Angaben sind wegen der unübersichtlichen Lage in dem Bürgerkriegsland von unabhängiger Seite kaum überprüfbar.

(APA/AFP)

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