Portugals konservativer Präsident Rebelo de Sousa muss mit der linken Regierung auskommen.
Lissabon. Reden kann er wie kein anderer Politiker. Nun muss der konservative Marcelo Rebelo de Sousa beweisen, dass er als künftiger Staatspräsident in der Lage ist, den schönen Worten Taten folgen zu lassen. Mit 52 Prozent wurde der populärste politische TV-Kommentator der Nation zum Staatschef gewählt. Der 67-jährige Rechtsprofessor versprach, „Brücken zu bauen“ und die sozial wie politisch gespaltene Gesellschaft zu versöhnen.
Der Präsident spielt im Machtgefüge eine wichtige Rolle. Er hat eine Kontrollfunktion, kann Gesetze blockieren und bei Gefahr für die Stabilität sogar die Regierung absetzen. Seit zwei Monaten regiert in Portugal ein sozialistisches Minderheitskabinett – mit Gegenwind der oppositionellen Konservativen. Sozialistenchef Antonio Costa muss sich nun mit einem konservativen Staatschef arrangieren. „Es ist Zeit, dass wir Portugal wieder aufbauen“, sagte Rebelo de Sousa. Portugal ist nach Griechenland das zweitärmste EU-Land. Das Land musste 2011 vor der Staatspleite gerettet werden.
„Professor Marcelo“ machte in den vergangenen 15 Jahren als politischer TV-Entertainer Furore. Er war schon als junger Mann der konservativen Sozialdemokratischen Partei beigetreten und stieg dann vor 20 Jahren zum Parteivorsitzenden auf. Wenige Jahre später verließ er die aktive Politik, um als Uni-Professor und TV-Kommentator zu arbeiten. (r.s.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2016)