Kreml wirft Berlin Vertuschung von Vergewaltigung vor

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Lawrow APA/HANS PUNZ
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Deutsche Behörden dementieren, dass die 13-jährige Lisa F. von Flüchtlingen vergewaltigt wurde - doch die russische Regierung sieht das anders.

Mehr als einen ganzen Tag lang war die 13-jährige Lisa F. aus Berlin verschwunden. Mit Plakaten und Fotos suchten sie ihre verzweifelten Eltern und meldeten sie bei der Polizei als vermisst. Als das Mädchen dann schließlich wieder auftauchte, erzählte sie eine Horrorgeschichte: Mehrere Männer hätten sie entführt, in eine Wohnung gebracht und dort vergewaltigt. Sie sprach von Männern, die kaum Deutsch konnten, von "Südländern".

Die Polizei ging der Geschichte nach: Die Ermittler vermuten, dass die 13-Jährige freiwillig mit einem oder mehreren Männern mitging – und dies wohl nicht zum ersten Mal. „Sie ist offenbar in falsche Kreise geraten“, sagte Justizsprecher Martin Steltner. „Wir gehen von einvernehmlichem sexuellem Kontakt aus." Aufgrund des geringen Alters des Mädchens ermitteln wir wegen sexuellen Missbrauchs.“ Laut Steltner richten sich die Ermittlungen gegen einen Mann, der inzwischen namhaft gemacht wurde. Nach der angeblichen Vergewaltigung ließ die Polizei das Kind rechtsmedizinisch untersuchen. Vergewaltigungsspuren fand man demnach nicht.

Diplomatischer Eklat

Diese schreckliche Geschichte droht nun, zum diplomatischen Eklat zu werden: Denn die Familie von Lisa F. stammt aus Russland. Seit Tagen beherrscht der Fall russische Medien und Online-Foren: Darin wurde behauptet, das Mädchen sei über Stunden "Sexsklavin" mehrerer Migranten gewesen. Man warf Deutschland vor, den Fall "zu vertuschen".

Empört zeigten sich die Russlanddeutschen, viele Haushalte empfangen russisches Fernsehen. Am Wochenende kam es zu zahlreichen Demonstrationen russischstämmiger Bürger in mehreren deutschen Städten, unter anderem in Berlin vor dem Kanzleramt.

Und nun schaltet sich im Fall Lisa F. auch die russische Regierung ein: Sogar Russlands Außenminister Sergej Lawrow sprach den Fall am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Moskau an. Er warf den deutschen Behörden eine Tendenz vor, "die Realität aus innenpolitischen Gründen politisch korrekt zu übermalen". Er hoffe, "dass es keine Wiederholungen solcher Fälle gibt wie mit unserer Lisa". Das Mädchen sei "ganz klar nicht freiwillig 30 Stunden verschwunden".

(Red.)

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