Die geheimen Gasdeals des Assad-Regimes und Russlands mit dem IS

Eine Flagge des Islamischen Staats.
Eine Flagge des Islamischen Staats.REUTERS
  • Drucken

Russisch-syrische Unternehmen sollen eine Erdgasanlage betreiben, die von Syriens Regierung unterstützt wird - und gleichzeitig Gas an die Terrormiliz liefert.

Eigentlich sind das Regime des syrischen Machthabers Bashar al-Assad und sein Verbündeter Russland im Krieg gegen den Islamischen Staat. Doch eine Gasförderanlage, die mittlerweile unter der Kontrolle der Terrormiliz in Nordsyrien steht, zeigt ein anderes Bild, berichtet "Foreign Policy" (FP). In den Betrieb der Anlage seien das Assad-Regime, russisch-syrische Geschäftsmänner, der Islamische Staat und moderate syrische Rebellen involviert, die gemeinsam versuchten, die Einrichtung wiederherzustellen.

Die Rede ist von der Tuweinan-Gasanlage, die sich rund 96 Kilometer südwestlich der IS-Hochburg Rakka befindet. Sie ist die größte dieser Anlagen in Syrien. Die Einrichtung sei vom russischen Baukonzern Stroytransgaz errichtet worden. Das Unternehmen gehöre dem Milliardär Grennady Timchenko, einem engen Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin, berichtet FP. Die Firma sei auch von Sanktionen der USA im Laufe des Ukraine-Konflikts betroffen.

Syriens Regierung habe Stroytransgaz den Auftrag zum Bau der Gasförderanlage im Jahr 2007 erteilt, so FP. Für die Durchführung verantwortlich sei ein syrischer Vertragspartner gewesen: Das Unternehmen Hesco, im Besitz des russisch-syrischen Doppelstaatsbürgers George Haswani. Vergangenen November hatte das US-Finanzministerium Haswani beschuldigt, Erdölverkäufe zwischen dem Assad-Regime und dem IS zu vermitteln; Anschuldigungen, die Haswani zurückweist.

Ingenieure gegen Erdgaseinnahmen

Die Einrichtung sei im Jänner 2013 zunächst von syrischen Rebellen erobert worden, heißt es in dem Bericht. Der Islamische Staat habe die Produktionsstätte aber seit Anfang 2014 unter seiner Kontrolle. Stroytransgaz habe den Bau der Einrichtung über seinen Vertragspartner Hesco mit Erlaubnis des IS später weitergeführt, berichtet FP unter Berufung auf einen türkischen Beamten. Der gleiche türkische Ministeriumsarbeiter habe behauptet, dass russische Ingenieure mitgeholfen hätten, das Projekt fertigzustellen.

Auch syrische Medienberichte dürften die Verwickelung des russischen Unternehmens in IS-Geschäfte bestätigen. Im Jänner 2014 - nachdem das Kraftwerk von den Jihadisten erobert worden war - berichtete die regierungsnahe syrische Zeitung Tishreen, dass 80 Prozent der Einrichtung fertig gestellt worden seien und die Anlage binnen eines halben Jahres an die Regierung übergeben werden würde. Der Artikel erwähnte allerdings nicht, dass die Anlage bereits unter IS-Kontrolle stand.

Seit der Inbetriebnahme der Gasförderanlage im Jahr 2015 werde Erdgas in ein Kraftwerk in Aleppo, das der IS betreibt, sowie nach Homs und Damaskus, beides Städte in den Händen des Regimes, geliefert. "Der IS erlaubte dem russischen Unternehmen, Ingenieure und Mitarbeiter zum Kraftwerk zu entsenden - im Gegenzug für einen großen Anteil an Gaseinnahmen und Erpressungsgeldern", berichtet Abu Khalid, ein moderater Rebellenführer, der das Areal 2013 miteroberte, FP.

Wirtschaftsdeals zwischen Konfliktparteien häufig

Erstmals berichtete das syrische Medienkollektiv "Raqqa Is Being Slaughtered Silently" über den Tuweinan-Deal zwischen dem IS und Hesco im Oktober 2014. Auch die "Financial Times" griff die Berichte vergangenen Oktober auf. Das Gas werde an eine Wärmekraftanlage des IS in Aleppo geliefert, schrieb das Blatt. Das Abkommen umfasse 50 Megawatt Strom für das Assad-Regime, während der IS 70 Megawatt Strom und 300 Barrel Flüssiggas enthalte. Zudem sende Hesco dem Islamischen Staat 50.000 Dollar pro Monat, um die wertvolle Ausrüstung der Gasanlage zu beschützen.

Dabei sei der Tuweinan-Deal nicht das einzige wirtschaftliche Übereinkommen zwischen politisch rivalisierenden Parteien in Syrien, meint FP. Ähnliche Erdgas- und Erdölabkommen existierten auch zwischen dem IS, dem Regime, syrischen Rebellengruppen und Kurden.

>>> Zum Bericht in Foreign Policy.

>>> Zum Bericht in der Financial Times.

>>> Zum Bericht von "Raqqa Is Being Slaughtered Silently".

(maka)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.