Flüchtlinge: Wien hilft beim Grenzschutz

MINISTERRAT: BM DOSKOZIL (SP�)
MINISTERRAT: BM DOSKOZIL (SP�)(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Verteidigungsminister Doskozil bot bei einem Besuch in Beirut seinem Amtskollegen Hilfe bei der Ausbildung von Soldaten an.

Beirut. Wie viele Flüchtlinge es gibt? Man weiß es nicht – geschätzt werden mindestens zwei Millionen. Wie viele Einwohner es gibt? Auch das ist nicht bekannt – die letzte Volkszählung im Libanon fand 1932 statt. Auch hierbei gibt es daher nur Schätzungen – rund sechs Millionen Menschen sollen im Libanon leben. Jede vierte Person in dem kleinen Land, nicht größer als Oberösterreich, soll jedenfalls ein Flüchtling sein.

Sicher ist eines: Die Lage im Libanon ist akut, und das schon seit Jahren. Der erste Truppenbesuch von Hans Peter Doskozil (SPÖ) führte den Verteidigungsminister in jenes Land, das am stärksten unter der Fluchtbewegung aus Syrien leidet. Ganz bewusst habe er sich für den Libanon entschieden, sagt der Minister. Er besucht nicht nur die knapp 200 österreichischen Soldaten, die hier stationiert sind. Er will sich zudem ein Bild von der Situation in einem Zeltcamp für Flüchtlinge machen.

Gestern, Donnerstag, besuchte der Verteidigungsminister seinen Amtskollegen in Beirut, Samir Moqbel. „Das Treffen war sehr emotional“, meinte Doskozil im Anschluss. „Der Minister hat gemeint, er braucht dringend Hilfe beim Grenzschutz.“ Daher habe er Moqbel ein Angebot gemacht: „Wir können dem Libanon Ausbildungsmodule in Österreich für die Soldaten anbieten.“ Ausbildner aus dem Libanon könnten so von der Erfahrung Österreichs profitieren. Die Details sollen nun die beiden Generalstabschefs der Länder klären.

„Will Sprachrohr Richtung Europa sein“

„Ich will auch ein Sprachrohr in Richtung Europa sein“, sagt Doskozil. Der libanesische Amtskollege habe sich darüber beschwert, dass er in Brüssel nicht gehört werde. Dabei gebe es auch Wünsche in Richtung EU. Und die würden sich nicht primär um finanzielle Hilfe drehen. „Die Armee benötigt acht Hubschrauber zur Grenzsicherung.“

Doskozil habe Moqbel auch zu dem zentraleuropäischen Verteidigungsministertreffen am 31. März in Wien eingeladen. Dort werde man die Forderungen des kleinen Landes besprechen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2016)

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