Grüner Triumph im „Ländle“

Winfried Kretschmann
Winfried KretschmannREUTERS
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Baden-Württemberg. Landesvater Winfried Kretschmann hat die Öko-Partei auf Platz eins geführt. Der Erfolg ist sein Verdienst.

Der Schlossplatz im Herzen Stuttgarts, zugleich Sitz des Landtags, war mehr als fünf Jahrzehnte lang Schauplatz christdemokratischer Triumphe, und mehrmals in Folge fuhr die CDU in ihrem Stammland im Südwesten sogar eine absolute Mehrheit ein. Ministerpräsidenten wie Kurt Georg Kiesinger, Hans Filbinger, Lothar Späth oder Erwin Teufel prägten Stil und Politik einer gesamten Ära. Am Sonntagabend setzte es indes ein echtes Debakel.

Als vor fünf Jahren eine grün-rote Koalition in den politischen Nachwehen der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima die CDU von der Macht verdrängte, hielten das viele für einen Betriebsunfall. Doch Winfried Kretschmann, dem pragmatischen Öko-Konservativen, ist der Habitus des bodenständig-biederen Landesvaters in der Tradition Späths und Teufels zugewachsen. Er modelte die Grünen im „Ländle“, seit jeher Heimat von „Realos“ wie Joschka Fischer, Rezzo Schlauch oder Cem Özdemir, zur Volkspartei um. In Groß- und Uni-Städten wie Stuttgart, Freiburg und Tübingen stellt die Öko-Partei teils seit Langem die Oberbürgermeister.

Gregor Käfer

Schon unter dem CDU-Ministerpräsidenten Günther Oettinger bahnte sich eine schwarz-grüne Liaison mit Kretschmann an. Seither hat die CDU wenig Fortüne mit ihren Spitzenkandidaten gehabt, weder 2011 mit Stefan Mappus noch diesmal mit Guido Wolf. Eine schwarz-grüne Koalition könnte nun zur Debatte stehen, unter umgekehrten Vorzeichen – mit der CDU als Juniorpartner, was Wolf zunächst ausgeschlossen hat. Als Lieblings-Koalitionspartner für die CDU könnte sich die FDP andienen, die in ihrer Ex-Hochburg eine Wiederauferstehung feiert. Eine Variante wird es aber nicht mehr geben – wegen des schwachen Abschneidens der SPD reicht es nicht mehr für grün-rot.

(vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2016)

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