Der 21-Jährige soll den Diebstahl von Propagandamaterial zugegeben haben. Er wurde wegen "feindlicher Aktivitäten" verurteilt.
Obwohl Nordkorea verstärkt um Touristen aus dem Ausland wirbt, geht das Regime zumindest mit einigen Reisenden nicht gerade zimperlich um. Nordkoreas höchstes Gericht hat am Mittwoch den 21-jährigen US-Studenten Otto Warmbier zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt. Warmbier habe versucht, ein Transparent mit Propagandaspruch zu stehlen. Er habe den Banner „als Trophäe“ für eine Bekannte mit in die USA nehmen wollen. Dort sollte es in eine Kirche gehängt werden.
Nun ist keineswegs von der Hand zu weisen, dass besonders überzeugte US-Christen zuweilen Versuche unternehmen, im stalinistischen Staat zu missionieren. Dass Warmbier dazugehört, ist aber stark zu bezweifeln. Er war zu Neujahr mit einer Touristengruppe nach Nordkorea gereist. Bei seiner Abreise wurde er festgenommen. Vor Kurzem hieß es, der Student habe unter Tränen ein Geständnis abgelegt. Für die Beschaffung des Transparents sei ihm ein Gebrauchtwagen im Wert von 10.000 Dollar geboten worden. Sollte er verhaftet werden und nicht aus Nordkorea zurückkehren, soll die Familie mit 200.000 Dollar entschädigt werden, gestand er angeblich.
Hohe Besuche
So wenig glaubhaft dieses Geständnis klingt – es ist nicht das erste Mal, dass Nordkorea so vorgeht. Bei früheren Verhaftungen von US-Bürgern in Nordkorea widerriefen sie ihre öffentlichen Geständnisse nach ihrer Freilassung. Bei sämtlichen Verhaftungen von US-Bürgern in Nordkorea kamen ranghohe US-Vertreter angereist, die sich erfolgreich für die Freilassung einsetzten, unter anderem Ex-Präsident Bill Clinton 2009 im Fall der US-Journalistinnen Euna Lee und Laura Ling.
Diesmal könnte es schwieriger werden. Nach mehreren Atomwaffen- und Raketentests hat der UN-Sicherheitsrat im Februar gegen Nordkorea die bisher strengsten Sanktionen verhängt. Sicherheitsexperten in Seoul sehen in der Verurteilung Warmbiers „einen Racheakt“. (lee)
(APA/AFP)